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Tier-Porträt

Das Känguru

Welche natürlichen Verhaltensweisen und Bedürfnisse haben Tiere und was bleibt davon übrig, wenn wir sie nur noch als “Nutztiere” wahrnehmen? In unseren monatlichen Porträts berichten wir darüber: kurz & bündig, aber informativ. Diesmal: das Känguru.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Es ist das Wappentier Australiens, zählt zu den touristischen Attraktionen des Kontinents und wird als Erzeugnis der Natur industriell genutzt oder als Schädling dezimiert. Die Rede ist vom Känguru, das biologisch gesehen, ein Säugetier ist und zu den Beuteltieren gehört.

Der wissenschaftliche Name Macropodidae besagt, dass es auf grossem Fuss lebt (makrós: gross; podós: Fuss), was aber noch nichts über die Vielfalt der in 11 Gattungen und 65 Arten unterteilte Familie besagt. Das kleinste unter den Arten, das Zottel-Hasenkänguru, hat eine Kopf-Rumpf-Länge von etwas über 30 Zentimetern. Das Rote Riesenkänguru, das sich zeitweilig mit 9 Meter langen Sprüngen fortbewegt, wird bis zu 180 Zentimetern gross. Auch bezüglich der Sozialstrukturen unterscheiden sich die Arten. So leben einige in Clans, andere wie beispielsweise das Bergkänguru weitgehend alleine. Bei Dämmerung oder nachts sind sie auf Nahrungssuche. Kommuniziert wird innerhalb der verschiedenen Gattungen mit unterschiedlichen Lauten, Gesten und Berührungen.

Der Nachwuchs kommt nach einer kurzen Tragzeit von drei bis fünf Wochen auf die Welt und sucht den Weg über den Bauch der Mutter in den Beutel zur Zitze. Nach vielen Monaten verlässt es den Beutel, bleibt aber von der Mutter und der Muttermilch abhängig. In der Regel saugt an der zweiten Zitze bereits ein winziges Jungtier. Das grosse und das kleine Jungtier erhalten dabei nicht die gleiche Milch!

Kängurufleisch-Frikadellen als Hundefutter

Australien ist das einzige Land, das sein Wappentier kommerziell bejagt und es dabei als „renewable natural resource“ versteht. Die Leder- und Fleischverarbeitende Industrie hat das Recht, die Wildbestände von vier Känguruarten auf Grund von staatlich festgelegten Abschussquoten zu bejagen. Zur Zeit sind es etwa 3 Millionen Tiere. Die Quote der nur angeschossenen Tiere wird bis auf 40% geschätzt. Pro erlegtes weibliches Tier kommen zudem oft zwei Jungtiere, die ebenfalls umkommen.

Das aus den Tierhäuten erzeugte Leder wird beispielsweise in der Sportschuhindustrie genutzt und als K-Leder oder RKT (rubberised kangaroo technology) gekennzeichnet. Nike verwendet kein K-Leder. Das Kängurufleisch ist im Heimatland während der vergangenen Jahre gestiegen. Angepriesen wird es als gesunde und ökologische Alternative zum Schaf- und Rindfleisch. Auf Grund dieses behaupteten Mehrwerts landet das Fleisch nicht mehr ausschliesslich im Hundefutter. Die Nachhaltigkeit und ethische Vertretbarkeit der Bejagung wird von kritischer Seite in Frage gestellt. Kommt dazu, dass der Lebensraum der Kängurus durch den Klimawandel und die landwirtschaftliche Nutzung schwindet.

Bestand der bejagten Arten (Australien 2010): ca. 25 Millionen

Abschussquote (2011): 4 Millionen

„Kollateralschaden“ in Form von Jungtieren pro Jahr: ca. 855.000

Anteil angeschossener Tiere: ca. 120.000-1.000.000

Konsum von Kängurufleisch in Australien
2004/05: 4.290 Tonnen
2008/09: 14.008 Tonnen

Hergestelltes Tierfutter
2004/05: 20.848 Tonnen
2008/09: 5.941 Tonnen

Quelle: THINKK, University of Technology, Sydney

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