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Tier-Porträt

Das Wildschwein

Das Wildschwein gilt als Stammform des Hausschweins, dessen Domestikation schon vor Jahrtausenden eingesetzt hat. Wegen ihrem hervorragenden Geruchs- und Geschmackssinns werden Wildschweine von Menschen zur Trüffelsuche eingesetzt. Daneben werden sie insbesondere für den Fleischkonsum gejagt. Lesen Sie mehr in unserem Porträt des Monats September.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Wie alle Schweine haben auch Wildschweine ausgeprägte Sozialstrukturen und sind – insbesondere die Jungtiere – sehr kontaktbedürftig. Durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Lauten verständigen sich die Tiere untereinander. Sie leben im Familienverband in kleinen Gruppen (Rotten) von bis zu 20 Tieren.

Bei den Wildschweinen herrscht ein strenges Matriarchat. Angeführt wird eine Rotte in der Regel vom ältesten und erfahrensten Weibchen, der sogenannten Leitbache. Sie verteidigt die Rotte gegen Bedrohungen jeglicher Art, sorgt sich um den Nachwuchs und regelt sogar die Paarungsbereitschaft aller Weibchen ihrer Rotte. Fehlt dieser steuernde Einfluss der Leitbache – z.B. wegen Abschuss, Unfall oder Krankheit – kann eine exzessive Vermehrung der Tiere resultieren. Neben diesen Rotten finden sich auch Gruppen junger vorjähriger Tiere, wogegen ausgewachsene männliche Tiere meist als Einzelgänger leben.

Das Wildschwein ist ein Allesesser. Eicheln und Bucheckern schätzt es besonders, isst aber auch Gras, Klee, Blätter, Früchte, Getreide, Mais oder Kartoffeln sowie Insekten, Würmer, Schnecken, Mäuse und andere Kleintiere. Doch macht die tierliche Nahrung nur etwa 10% aus.

Bei grösserem Nahrungsangebot sind die Wildschweine sehr wählerisch. Der Rüssel und die Hufe sind ideale Werkzeuge, um im Boden zu graben oder zu wühlen und so an die Nahrung zu gelangen. Unterstützt werden die Tiere dabei von ihrem hervorragenden Geruchs- und Geschmackssinn, weswegen Wildschweine vom Menschen zur Trüffelsuche eingesetzt werden. Wildschweine haben ausserdem gute Hörorgane, sehen aber im Vergleich zum Menschen schlecht. Sie haben ein erstaunliches Gedächtnis, gelten als intelligent und sind – entgegen der landläufigen Redensarten – äusserst reinliche Tiere.

Das Wildschwein stammt ursprünglich aus dem eurasischen Raum, ist aber heute fast weltweit verbreitet. Nachdem es an der Wende zum 20. Jahrhundert in weiten Teilen der Schweiz und Mitteleuropas ausgerottet war, nehmen die Bestände seit 1985 auch in der Schweiz wieder stetig zu. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit trifft man Wildschweine heute sogar vermehrt in Vorstädten, Gärten und Stadtparks an; 2003 tauchten sogar zwei Wildschweine auf dem Alexanderplatz in Berlin auf.

Wildschweinjagd. © WAZ (Wolfsburger Allgemeine Zeitung)

Durch die Zunahme der Population hinterlassen Wildschweine auf der Suche nach Nahrung vermehrt Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen. Da das Anwachsen der Bestände vermutlich auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen ist (landwirtschaftliche Monokulturen, vermehrter Maisanbau, Klimawandel, Abnahme der traditionellen Lebensräume, kaum noch natürliche Feinde, unsachgemässe Jagdformen etc.), erweisen sich Gegenmassnahmen als schwierig. Jedenfalls ist die Jagd nicht nur ethisch fragwürdig, sondern führt in vielen Fällen – wie Langzeitstudien gezeigt haben – sogar zum Anwachsen der Bestände.

Lebenserwartung: bis 20 Jahre

Grösse // Gewicht (in Mitteleuropa)
Bache: bis 150 cm // 50-90 kg
Keiler: bis 180 cm // 60-180 kg

Höchstgeschwindigkeit: kurzzeitig bis 50 km/h

Feinde: Bär, Luchs, Wolf, Mensch

Quellen: Wikipedia // wildschweine.net // Wildschwein – Sanglier // Initiative zur Abschaffung der Jagd

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