Der Papagei
Rund die Hälfte aller Papageienvögel verbringen heutzutage ihr Leben in Gefangenschaft, und zwar vor allem in europäischen Haushalten. Viele von ihnen sind Wildtiere, die auf grausame Weise ihrem natürlichen Lebensraum entrissen werden. Unser September-Porträt ist den Papageien gewidmet.
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Es gibt 350 Papageienarten, die vor allem in den Tropen und Subtropen beheimatet sind und vermutlich aus zwei Familien stammen: den Eigentlichen Papageien sowie den Kakadus mit ihrer unverwechselbaren Federhaube. Allen Papageien gemeinsam sind die aufrechte Haltung und der kräftige Schnabel, mit dem sie Früchte, Samen, Rinde, Wurzeln oder Insekten zu sich nehmen.
Papageien sind ausgesprochen soziale Tiere, die in grossen Schwärmen leben. Bei den Nachtaugenkakadus beispielsweise kann ein solcher Schwarm bis zu 70.000 Individuen umfassen. Besonders in Australien werden Papageienvögel mitunter als „Schädlinge“ betrachtet, weil sie die landwirtschaftliche Ernte bedrohen können.
Neben Rabenvögeln und Spechten gehören Papageien zu den intelligentesten Vögeln. Der berühmte Graupapagei Alex (1976-2007) war dafür bloss ein besonders beredtes Beispiel: Er konnte unterschiedliche Objekte nach Menge, Farben und Formen unterscheiden und verfügte über eine Gedächtnisleistung, die mit derjenigen von Schimpansen verglichen wurde.
Dass Papageien über solche kognitiven Fähigkeiten verfügen und ein äusserst soziales Leben führen, hindert uns nicht daran, sie einzeln in enge Käfige zu sperren, im Zoohandel als exotische Heimtiere anzubieten oder sogar übers Internet zu verhökern. Heute leben schätzungsweise 50 Millionen Papageienvögel in Gefangenschaft, und zwar vor allem in europäischen Haushalten.
Viele von ihnen sind Wildtiere, die auf grausame Weise ihrem angestammten Lebensraum entrissen werden. Nach Angaben der Organisation „Pro Wildlife“ wurde allein zwischen 1994 und 2003 weltweit mit 320.000 wilden Graupapageien gehandelt. Der Weg vom Fang bis in den Käfig der TierhalterInnen führt über zahlreiche Stationen, er dauert oft mehrere Wochen oder sogar Monate und bedeutet für viele Tiere den sicheren Tod. So geht das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) bei Papageien von einer „Sterblichkeitsrate“ von mindestens 50 Prozent aus.
Bereits jetzt sind zahlreiche Papageienarten infolge des Handels mit diesen exotischen „Luxustieren“ ausgerottet, weitere Arten sind ernsthaft bedroht.
Übrigens halten viele ExpertInnen das „Sprechen“ der Papageien für eine Verhaltensstörung in Gefangenschaft.
Bestand freilebender Papageien weltweit: 50 Millionen
Papageien in weltweiter Gefangenschaft: 50 Millionen
Lebenserwartung: 50 bis 70 Jahre
Durchschnittlicher Preis für Papageien: 400 bis 600 FrankenQuellen: Pro Wildlife // Washingtoner Artenschutzübereinkommen
Lesen Sie auch unseren Artikel „Ausverkauf der Exoten: ein Gecko per Klick“. Mehr zum Thema finden Sie in unserem Info-Dossier Exotische Heimtiere (27/2009).
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