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Tier-Porträt

Die Haustaube

Die Taube wird als Botschafts-Übermittlerin, Symboltier, Friedensbringerin, Fleischlieferant oder "Schädling" angesehen. Durch die Zähmung und Haltung der ursprünglichen Felsentaube begann die Entwicklung der Haustaube vor ca. 10.000 Jahren. Lesen Sie mehr in unserem Porträt des Monats November.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Die Haustaube ist die vor 10.000 Jahren domestizierte Form der Felsentaube. Die Stadttaube, als wieder verwilderte Form der Haustaube, prägt heute das Bild jeder menschlichen Siedlung mit und lebt direkt von den Brosamen und Abfällen der Menschen.

Felsentauben, Haustauben oder Stadttauben? © Maria Rego

Der ursprüngliche Lebensraum der Felsentaube sind die Küsten und Berggebiete des Mittelmeers. Felsentauben sind heute bedroht und es wird bezweifelt, ob es aufgrund der Durchmischung mit den Haustauben überhaupt noch Bestände in der ursprünglichen Form gibt.

Als Ersatz für die Felsspalten der Küsten und Berge finden die Tauben vielfältige Nistgelegenheiten an den Fassaden der Häuser. Die Taube ist nach sechs Monaten geschlechtsreif und die Brutzeit dauert von März bis September. In drei bis vier Gelegen pro Jahr werden jeweils zwei Eier 17 bis 19 Tage lang von beiden Eltern ausgebrütet. Das Männchen brütet dabei tagsüber und das Weibchen in der Nacht. Beide Eltern kümmern sich gemeinsam um den Nachwuchs und füttern die Jungen in der ersten Lebensphase mit der „Kropf-Milch“. Die Monogamie in der Brutzeit kann auch lebenslang andauern.

Zur Verminderung von Schäden werden in den Städten verschiedene Methoden angewendet, um die Taubenpopulationen zu kontrollieren. Zum Beispiel wird die Nahrungsgrundlage eingeschränkt. Dazu werden strikte Fütterungsverbote ausgesprochen. Oder es wird auf die gezielte Brutpflege durch die Entnahme der gelegten Eier in betreuten Taubenschlägen gesetzt. Eine kleinere Dichte an Tauben in den Städten geht auch mit einer besseren Lebensqualität und einer tieferen Mortalitätsrate für die einzelnen Individuen einher. Von einer Fütterung aus Tierliebe sollte daher zum Wohl der Tiere abgeraten werden.

Die Übertragung von Krankheiten auf den Menschen ist zwar möglich, aber äusserst selten. Das „Journal of Infection“ konnte seit 1941 nur 176 Fälle nachweisen.

Der Mensch verwirklicht mit der Taube sein Spiel- oder Schönheitstrieb – so gibt es mehr als doppelt so viele Zuchtformen wie natürliche Arten. Vielerorts wird sie auch für ein kurzes Geschmacksempfinden verspiesen. Zur Gewinnung von Taubenfleisch werden die Tiere bevor sie Flügge sind, im Alter von ca. vier Wochen direkt zur Schlachtung dem Nest entnommen. In China und Nordafrika ist das Essen von Tauben traditionell weit verbreitet. Im Westen ist die USA das grösste Produktionsland, wo das Fleisch als „squab meat“ angeboten wird.

Brieftaube mit Fotokamera © Bundesarchiv Bild 183-R01996

Brieftauben werden gezielt auf Ausdauer und Schnelligkeit gezüchtet. Trotz weltweiter Forschung ist nach wie vor unklar, wie die Tiere den Heimweg zurück finden und sich orientieren können. An Brieftauben-Wettkämpfen werden die Tauben bis zu mehreren hundert Kilometern Entfernung von ihren Schlägen freigelassen. In einem ausgeklügelten System wird die Geschwindigkeit der Tiere als Vergleichswert ermittelt. Der Antrieb für die Tiere ist, möglichst rasch wieder zu Partner oder Jungtier zurückzukehren. Damit ist dieser Sport mit erheblichem Stress der Tiere verbunden. Zudem finden je nach Witterung und Wettkampf bis zu 20% der Tiere den Weg nicht mehr zurück.

Die Taube ist eine der wenigen Tierarten, die Menschen häufig aus nächster Nähe erleben können. Die Tiere profitieren zwar und finden Nahrung im Abfall des Menschen, aber meist auch einen frühen Tod in den Städten und Strassen. So sterben die meisten Stadttauben nach nur einem Jahr – im Vergleich zur ursprünglichen Lebenserwartung von 15 bis 20 Jahren.

Grösse: 32 cm
Gewicht: 350-400 g (Schlachtgewicht)
Flügelspannweite: 60-70 cm

Anzahl Arten
Natur: 300
Zucht: 800

Population weltweit: 500 Millionen (Zürich: 16.000, Berlin: 300.000)

Lebenserwartung
Felsentaube: bis 20 Jahre
Stadttaube: 1-3 Jahre

Schlachtreife: 4 Wochen (bevor sie fliegen können = sog. Squeakers)

Busse für Fütterung in Venedig: bis 500 Euro

Quellen: Haag-Wackernagel, D.: Die Taube, Basel 1998 // Ders.: Die Taube, in: Biologie in unserer Zeit 41/2011, S. 44-52 // Taubenprojekt Basel // welt.de // rpra.org

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