Der Geist der Tiere: moralisch relevant?
Immer mehr Studien zeigen: Nicht bloss wir Menschen, sondern auch andere Tiere sind intelligent, sie können sich mit einer Sprache verständigen und sind sich ihrer selbst bewusst. Doch was bedeutet das – für unseren Umgang mit ihnen? Ein neuer Sammelband von Klaus Petrus (TIF) und Markus Wild geht dieser brisanten Frage nach.
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Die Suche nach einer „anthropologischen Differenz“ begleitet das westliche Denken seit den Anfängen: Gibt es irgendein Merkmal, dass nur wir Menschen haben und das uns definitiv von allen übrigen Tieren unterscheidet? Die Vernunft, eine unsterbliche Seele, die Sprache, das Selbstbewusstsein oder der Gebrauch von Werkzeugen: Es gibt kaum ein Charakteristikum, das über die Jahrhunderte nicht als besonders verheissungsvoller Kandidat für den alles entscheidenden Unterschied gehandelt wurde.
Doch wozu eigentlich diese Suche nach der grossen Differenz? Für die abendländischen PhilosophInnen lag die Antwort auf der Hand: Was uns von den Tieren unterscheidet, das hebt uns auch moralisch von ihnen ab. Weil wir Menschen z.B. intelligent sind, uns mit Sprache verständigen können oder über eine besondere Form des Selbstbewusstseins verfügen, stehen wir über den Tieren, die all das zu tun nicht in der Lage sind.
Aber spielt es – wenn es um einen moralisch akzeptablen Umgang mit einem Lebewesen geht – überhaupt eine Rolle, ob es diese Eigenschaften hat? Und falls ja: Was wäre, wenn sich herausstellen würde, dass auch (manche) Tiere eine Sprache haben, vernünftig handeln und über sich selbst reflektieren können?
Der Sammelband Animal Minds & Animal Ethics geht anhand neuester Forschungen über die geistigen Fähigkeiten von Tieren diesen brisanten Fragen nach. Mit dabei sind weltweit bekannte VertreterInnen sowohl aus der Verhaltensforschung als auch der Philosophie und Ethik. Herausgegeben wurde die Anthologie von Klaus Petrus (TIF) und Markus Wild.
Klaus Petrus und Markus Wild (Hg.)
transcript Verlag 2013, 360 S.
Mit Beiträgen von Elisa Aaltola, Kristin Andrews, Colin Allen & Marc Bekoff, Lisa Bortolotti et al., Alice Crary, Gary Francione, Hanjo Glock, Robert Lurz, Evelyn Pluhar, Bernard Rollin, Justin Smith und Gary Steiner.
Weitere Materialien zum Thema
- „Wir spiegeln und gern in Tieren“, Interview von Klaus Petrus mit Markus Wild (Teil 1) / (Teil 2)
- Der Mensch: ein Tier wie sie?, von Klaus Petrus
- Intelligenz-Bestien! Na und?, von Klaus Petrus
- Die Bedeutung von Selbstbewusstsein, von Florian Wüstholz
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