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Tier-Porträt

Das Haustruthuhn

Seit je her wurden Puten wegen ihres fett- und kalorienarmen Fleisches gehalten. In den vergangenen vier Jahrzehnten wurde die Putenmast aber hochgradig intensiviert und die Tiere auf raschen Fleischzuwachs getrimmt. Für die Truthühner hat dieser züchterische Eingriff verheerende Folgen. Lesen Sie unser neues Porträt des Monats Dezember.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Das Truthhuhn (auch Pute oder Trute genannt) ist in Mexiko und Nordamerika beheimatet und zählt zu den grössten Hühnervögeln. Domestiziert wurde es vor rund 2.500 Jahren, mit den spanischen Seefahrern gelangte es gegen Ende des 15. Jahrhunderts auch nach Europa.

Seit je her werden Puten wegen ihres fett- und kalorienarmen Fleisches gehalten. In den vergangenen 40 Jahren wurde die Putenmast aber hochgradig intensiviert. Heute teilen sich noch drei Konzerne den gesamten Weltmarkt der industriellen Putenproduktion.

Infolge moderner Selektionsmethoden wurden die Tiere auf einen raschen und zugleich hohen Fleischzuwachs (v.a. Brust) gezüchtet. Mittlerweile erreichen Truthähne bereits nach 16 Wochen ein Gewicht von 12 Kilogramm, schwergewichtige Rassen wie „B.U.T Big 6“ sind nach 20 Wochen und mit 22 Kilogramm „schlachtreif“.

Man geht davon aus, dass die überwiegende Mehrheit der „Mastputen“ an Erkrankungen leidet, die durch diese Zucht verursacht sind. Besonders gravierend sind Deformationen des Skeletts, welches das schnell wachsende Muskelgewicht nicht mehr tragen kann. Die Tiere knicken ein und können sich gegen Ende ihres kurzen Lebens fast gar nicht mehr bewegen.

Entsprechend sind Puten nicht mehr in der Lage, sich auf natürlichem Weg fortzupflanzen: Aufgrund des nach vorne verlagerten Körpergewichts können die männlichen Tiere die Weibchen nicht mehr begatten, so dass die Truthennen künstlich besamt werden müssen.

Truthennen in Massentierhaltung. © tier-im-fokus.ch

Hinzu kommen Probleme bei der Haltung. In konventionellen Mästereien dürfen 7 bis 8 Tiere pro m2 gehalten werden. In der Regel handelt es sich dabei um gigantische, unstrukturierte Hallen, die bloss von Futterbahnen und Tränkelinien durchzogen sind. Dabei haben Puten ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten mit komplexen Hierarchien.

In der konventionellen Mast werden die Tiere dagegen bereits am ersten Lebenstag nach Geschlecht sortiert, es können sich keine Rangordnungen herausbilden und die Tiere bleiben meist anonym, was zu Verhaltensstörungen wie Federpicken oder gar Kannibalismus führen kann.

Obschon ExpertInnen die „industrielle Pute“ zunehmend als „Qualzucht“ bezeichnen, die zu verbieten ist, nimmt der Konsum an Putenfleisch zu und beschränkt sich längst nicht mehr auf vermeintlich spezielle Anlässe wie das amerikanische Erntedankfest Thanksgiving oder Weihnachten.

In der Schweiz werden 90 Prozent des konsumierten Trutenfleisches aus dem Ausland importiert, der Grossteil stammt aus Mastbetrieben, die hierzulande aus tierschützerischen Gründen verboten wären.

Lebenserwartung: 15 Jahre
Nutzungsdauer: 16 bis 20 Wochen
Gewicht Putenküken: 50 g // Schlachtgewicht Big 6: 22 kg
Bestand Mastputen (D): 30 Millionen, davon 85% in Betrieben mit über 10.000 Tieren
Anteil Import Putenfleisch in die CH: 90% // Hühnerfleisch: 50%

Quellen: Informationspapier Puten (zwanzig a) // B. Hörning: Auswirkungen der Zucht auf das Verhalten von Nutztieren (2008)

Lesen Sie auch unseren Artikel „Hühnerzucht mit schlimmen Folgen“ und unser Porträt „Das Haushuhn“.

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