Wahlprogramm Tier im Fokus (TIF)
Am 29. März 2026 tritt Tier im Fokus (TIF) erstmals zu den Grossratswahlen an – für konsequenten Tierschutz, nachhaltige Proteinwende und politische Vertretung aller Lebewesen. Gemeinsam machen wir den Kanton Bern zum Vorbild einer tierfreundlichen Zukunft.
Warum Tiere eine politische Stimme brauchen
Ob im Mittelland, im Berner Oberland oder im urbanen Zentrum: Der Kanton Bern ist Heimat unzähliger Tiere, die mit uns leben und unsere Umwelt prägen. Dennoch werden politische Entscheidungen meist ausschliesslich von Menschen getroffen – obwohl Tiere genauso betroffen sind. Jeder gefällte Baum zerstört Lebensraum, jede neue Strasse gefährdet Wildtierkorridore und jedes neue Haus verdrängt Tiere.
Doch Tiere können nicht wählen oder abstimmen; sie sind darauf angewiesen, dass wir uns für sie einsetzen. Deshalb brauchen Tiere eine politische Stimme – damit sie gesehen, gehört und ernst genommen werden.
Tier im Fokus (TIF) wurde 2025 als erste Tierrechtsorganisation der Schweiz in ein Parlament gewählt und vertritt seither die Interessen der Tiere im Berner Stadtrat. Jetzt gehen wir den nächsten Schritt und wollen Tieren erstmals eine politische Vertretung im Grossen Rat geben.
1. Mehr Tierschutz
Jedes Jahr leiden im Kanton Bern zahllose Tiere unter Bedingungen, die vermeidbar wären. Ob durch mangelhafte Kontrollen in Nutztierbetrieben oder unnötige Hobbyjagd – immer noch gelten Tiere vielerorts primär als Ware oder Objekt und leiden unnötig. Tier im Fokus (TIF) fordert eine konsequente Umsetzung und Ausweitung des Tierschutzes. Der Kanton Bern soll schweizweit vorangehen und zeigen, dass Respekt gegenüber Tieren mehr ist als ein Lippenbekenntnis.
- Unangemeldete Tierschutzkontrollen: Um wirkungsvollen Schutz sicherzustellen, fordern wir, dass sämtliche Tierschutzkontrollen in Nutztierbetrieben grundsätzlich unangemeldet erfolgen. Nur so können tatsächliche Missstände aufgedeckt und verbessert werden. Tiere verdienen Kontrollen, die ihrem Wohl dienen – nicht den wirtschaftlichen Interessen der Tierhaltenden.
- Wildhut statt Hobbyjagd: Die private Jagd verursacht unnötiges Tierleid und zelebriert das Töten wehrloser Tiere. Wir wollen die Hobbyjagd durch eine staatlich regulierte, professionelle Wildhut ersetzen – nach dem erfolgreichen Vorbild des Kantons Genf. Ziel ist ein Wildtiermanagement, das auf möglichst gewaltfreie Methoden setzt, ökologische Zusammenhänge berücksichtigt und Tiere nur im Notfall tötet.
- Chippflicht für Katzen: Katzen sollten wie Hunde obligatorisch registriert werden. Damit lässt sich ihre Herkunft zurückverfolgen, Tierleid durch streunende oder ausgesetzte Katzen wird vermindert. Zudem unterstützt diese Massnahme effektiv die Kontrolle und Gesundheit der Katzenpopulationen und beugt Vernachlässigung und Missbrauch vor.
- Verpflichtende Kurse für Tierhaltende: Der Kauf eines Tieres erfolgt heute oft ohne ausreichendes Wissen über dessen Bedürfnisse. Manche Tiere werden bereits nach einigen Jahren wieder eingeschläfert, obwohl sie jung und gesund wären. Wir setzen uns dafür ein, dass Tierhaltende einen verpflichtenden Kurs über Haltung, Pflege und Tierschutzrecht absolvieren müssen. Damit soll sichergestellt werden, dass Tiere verantwortungsbewusst aufgenommen und artgerecht behandelt werden.
- Förderung der Adoption: Viele Tiere warten heute teils jahrelang im Tierheim auf neue Halter:innen. Gleichzeitig werden Tiere aus kommerziellen Zuchten verkauft, teilweise aus Qualzuchten. Wir setzen uns dafür ein, Adoptionen von Heimtieren gezielt zu fördern und eng mit lokalen Tierheimen zusammenzuarbeiten. Unser Ziel ist, dass möglichst viele Tiere ein neues Zuhause finden, statt den Markt für Qualzuchten und unethischen Handel weiter anzukurbeln.
- Kein Tierleid für Showzwecke: Wir setzen uns dafür ein, dass an Viehschauen wie der BEA keine Praktiken mehr angewendet werden, die das Tierwohl gefährden – etwa lange Melkpausen, das Verkleben der Zitzen oder Auftritte in lauter, ungewohnter Umgebung. Zudem fordern wir verbindliche Euterkontrollen vor und nach der Schau, um schmerzhafte Ödeme zu verhindern, die durch übermässig lange Melkpausen entstehen. Wer diese Kontrollen nicht besteht, soll für das gesamte Jahr disqualifiziert werden.
- Grundrechte für Hunde und Katzen: Hunde und Katzen sind die engsten tierischen Begleiter der Menschen. Trotzdem können sie jederzeit ohne besonderen Grund getötet werden. Wir setzen uns für die Verankerung von Grundrechten für Hunde und Katzen ein, etwa das Recht auf Leben oder körperliche und psychische Unversehrtheit. So wird anerkannt, dass diese Tiere keine «Sachen», sondern empfindungsfähige Individuen sind, die starken rechtlichen Schutz verdienen.
2. Proteinwende – lokal, gesund und nachhaltig
Unsere Ernährung hat enorme Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Klima. Der Kanton Bern hat hier grosse Handlungsspielräume, um nachhaltige Veränderungen voranzutreiben. Tier im Fokus (TIF) setzt auf die «Proteinwende»: Mehr pflanzliche Proteinquellen aus der Region sollen tierische Produkte ersetzen. Wir möchten den Kanton Bern zu einem Vorbild für eine klimafreundliche und tierfreundliche Ernährung machen.
- Ausbau des Angebots pflanzlicher Speisen: Öffentliche Einrichtungen spielen eine wichtige Rolle bei der Ernährung zahlreicher Menschen. Wir fordern, dass der Kanton in seinen Kantinen und Mensen den Anteil pflanzlicher Gerichte deutlich erhöht. Dadurch fördern wir nicht nur gesundes Essen, sondern reduzieren gleichzeitig Tierleid und Umweltbelastungen.
- Agrarwende fördern: Tier im Fokus (TIF) fordert eine Agrarwende im Kanton Bern – weg von tierbasierter und umweltschädlicher Produktion, hin zu einer nachhaltigen, pflanzlichen Landwirtschaft. Wir unterstützen innovative Landwirtschaftsbetriebe, die aus der Tierhaltung aussteigen, sowie Lebenshöfe, auf denen Tiere nicht getötet werden. Unsere Vision ist eine Landwirtschaft, die ökologisch, wirtschaftlich tragfähig und frei von Tierleid ist.
- Bildungsinitiativen zur Proteinwende: Bildung schafft Bewusstsein und verändert langfristig unser Konsumverhalten. Wir fordern deshalb, dass im Kanton Bern die Themen pflanzliche Ernährung, nachhaltige Landwirtschaft und Tierschutz im Lehrplan integriert werden. Schüler:innen sollen frühzeitig über die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Klimawandel und Tierwohl informiert werden, etwa durch Projekttage, Exkursionen zu tierfreundlichen Betrieben oder durch praktische Kochkurse. Damit legen wir den Grundstein für eine nachhaltige Zukunft, die bereits bei den Jüngsten beginnt.
3. Mehr Lebensraum für Tiere
Die Natur im Kanton Bern steht unter immensem Druck: Flächenversiegelung, intensive Landwirtschaft und der Klimawandel gefährden Lebensräume vieler Tierarten. Wir setzen uns dafür ein, dass der Kanton Bern Verantwortung übernimmt und neuen Lebensraum schafft sowie bestehende Habitate besser schützt. Die Erhaltung der Artenvielfalt ist zentral für ein intaktes Ökosystem und ein entscheidender Baustein, um der Klimakrise wirksam zu begegnen.
- Förderung von Grossraubtieren wie Wolf, Luchs und Goldschakal: Grossraubtiere sind Schlüsselarten, deren Anwesenheit zentral für gesunde und intakte Ökosysteme ist. Wir setzen uns dafür ein, dass im Kanton Bern ein Wildtierkorridor zwischen den Alpen und dem Jura etabliert wird. Dieser Korridor ermöglicht eine bessere Vernetzungs- oder Bewegungsmöglichkeiten für Wolf, Luchs und Goldschakal und stärkt damit die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme gegen die Folgen der Klimakrise.
- Rewilding-Projekte fördern: Rewilding bedeutet, der Natur Flächen zurückzugeben und sie weitgehend ungestört sich selbst zu überlassen. Durch gezielte Wiederansiedlung und Renaturierung können natürliche Prozesse gefördert und artenreiche Ökosysteme wiederhergestellt werden. Solche intakten Naturräume speichern CO₂ und helfen, die Auswirkungen der Klimakrise abzumildern. Wir fordern daher, dass der Kanton Bern gezielt Rewilding-Projekte unterstützt, finanziell fördert und in seine Naturschutzstrategie integriert.
- Grundrechte für die Aare: Die Aare ist Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten sowie wichtiger Erholungsort für Menschen. Dennoch fehlen ihr bislang grundlegende Rechte und eine rechtliche Vertretung. Wir fordern deshalb, der Aare den Status einer Rechtsperson mit eigenen Grundrechten zu verleihen. Ein solcher Schritt ermöglicht eine effektivere Vertretung ihrer Interessen, etwa in Planungsverfahren, und schützt sie besser vor Verschmutzung, Verbauung und Übernutzung. Herausforderungen wie die Klima- oder Biodiversitätskrise verlangen mutige und innovative Lösungen.
Über Tier im Fokus (TIF)
Tier im Fokus (TIF) ist eine Schweizer Tierrechtsorganisation mit Sitz in Bern. Seit unserer Gründung im Jahr 2009 setzen wir uns konsequent und gewaltfrei für die Interessen und Rechte der Tiere ein – politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Unsere Arbeit gründet auf einem respektvollen Umgang mit allen Lebewesen und verfolgt die Vision einer Gesellschaft, in der Tiere nicht mehr ausgebeutet, sondern als fühlende Wesen anerkannt und geschützt werden.
- Unsere Vision und Werte: TIF engagiert sich für eine inklusive Gesellschaft, in der alle fühlenden Wesen berücksichtigt werden. Unsere Arbeit ist geprägt von Gewaltfreiheit, Transparenz, Solidarität und Respekt gegenüber Mensch, Tier und Umwelt. Wir wollen eine gerechte, ökologische und zukunftsfähige Welt schaffen, in der tierfreundliche Technologien und eine gewaltfreie Wertschöpfungskette selbstverständlich sind. Mehr dazu in unserer Theory of Change.
- Wie du uns unterstützen kannst: Werde Teil einer starken Bewegung und hilf uns, die Interessen der Tiere politisch und gesellschaftlich voranzubringen. Unterstütze uns, indem du Mitglied wirst, als Freiwillige:r an Aktionen und Veranstaltungen teilnimmst oder durch eine Spende dazu beiträgst, unsere Arbeit dauerhaft zu sichern. Jeder Beitrag zählt – gemeinsam schaffen wir den Wandel für eine bessere Zukunft für alle Lebewesen.
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