Vegan ist politisch
Der Vegan Barometer 2019 verortet die vegane Bewegung in der Schweiz im links-grünen Milieu. Viele Veganer*innen engagieren sich für Tiere und befürworten Aktionen des zivilen Ungehorsams.
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Essen macht Spass. Gerade in der veganen Bewegung wird das gemeinsame Essen regelrecht zelebriert. Doch veganes Essen ist weit mehr als eine sinnliche Erfahrung. Es ist ein politischer Akt, ein Boykott gegen die Gewalt an Tieren.
Das bestätigt auch der Vegan Barometer 2019 der Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF). Für 61 Prozent der Veganer*innen ist Ernährung keine Privatsache. Was man isst, hat politische Folgen. Veganer*innen erweitern die Reichweite von Gerechtigkeit auf Tiere.
Für die Tiere aktiv
Viele Veganer*innen sind politisch aktiv: In ihrer Freizeit setzen sich 42 Prozent für die Tiere oder die vegane Lebensweise ein. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung engagiert sich lediglich rund jede vierte Person freiwillig.
Unter den aktiven Veganer*innen beteiligen sich die meisten an Demos und Protestaktionen (59 Prozent). Weitere 36 Prozent sammeln Unterschriften für eine Volksinitiative, 35 Prozent verteilen Flugblätter an Passant*innen. Nicht unwichtig sind auch vegane Koch- und Backevents mit 27 Prozent.10 Prozent der Veganer*innen beteiligen sich an direkten Aktionen wie unbewilligten Demos, verdeckten Recherchen in Tierfabriken oder Schlachthausblockaden.
Letztere sind in der Bewegung umstritten. Am meisten Zustimmung bei Veganer*innen finden bewilligte Demos resp. Flugblätter-Verteilen mit 88 resp. 80 Prozent. Viele Veganer*innen befürworten indes auch illegale Aktionen im Namen der Tiere: 79 Prozent sprechen sich aus für heimliches Filmen in der Massentierhaltung, 56 Prozent für Tierbefreiungen und 51 Prozent für Schlachthausblockaden. Sachbeschädigung oder gar physische Gewalt an Verantwortlichen der Tierindustrie unterstützen indes nur 10 resp. 5 Prozent.
Politisch mitbestimmen
Vegane Leute nehmen ihre direktdemokratischen Möglichkeiten überdurchschnittlich wahr. 71 Prozent stimmen regelmässig ab. Nur 8 Prozent geben an, sich nicht für Politik zu interessieren. Zum Vergleich: Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) lag 2018 die durchschnittliche Stimmbeteiligung in der Schweiz bei rund 44 Prozent.
Die vegane Bewegung kann dem links-grünen Spektrum zugeordnet werden. Auf einer Skala von «1» (links) bis «5» (rechts) verordnen sich 94 Prozent mitte-links. Als wichtigstes politisches Thema ragt mit 89 Prozent die Klimapolitik heraus, gefolgt von Agrarpolitik (81 Prozent) und soziale Gerechtigkeit (79 Prozent). Weniger interessieren sich Veganer*innen für Migration (55 Prozent) und internationale Beziehungen (31 Prozent).
Rechte blockieren Tierwohl
Die grüne Einstellung vieler Veganer*innen erstaunt nicht. Die Nutztierhaltung ist einer der treibenden Faktoren des Klimawandels. Wie ein Bericht des Bundesrates zeigt, hat die Landwirtschaft bisher kein einziges Umweltziel erreicht. Eine Studie von Agroscope rät deshalb, die Tier-Bestände zu reduzieren.
Doch im aktuellen Parlament hat das keine Chance. Rechte und Bürgerliche verteidigen die wirtschaftliche Interessen der Tierindustrie. Die rechtsbürgerliche Bauernmehrheit blockiert jeglichen Fortschritt zugunsten der Tiere. Dazu gehört etwa die Abschaffung der staatlichen Unterstützung von Fleisch- und Milchwerbung, die im Parlament bachab geschickt wurde.
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