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Tier-Porträt

Das Europäische Reh

Allein in der Schweiz werden pro Jahr über 40.000 Rehe abgeschossen, das ist mehr als ein Drittel des Gesamtbestandes. Die Nachfrage nach dem "Wild" ist damit aber bei weitem noch nicht befriedigt, ein grosser Teil wird importiert: 2010 waren es fast 80 Prozent des konsumierten Fleisches. Lesen Sie unser neues Tier-Porträt des Monats September.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Zunächst verharrt das grazile Tier noch einen Moment regungslos witternd, bevor es sich mit leichten und federnden Sprüngen im schützenden Dickicht verbirgt: so kennen wir das Reh. Nachdem es zu Beginn des 19. Jahrhunderts in vielen Gebieten beinahe ausgestorben war, ist das Europäische Reh inzwischen die häufigste Hirschart Europas und fast über den ganzen Kontinent verbreitet. Es liebt lichte und buschreiche Waldrandzonen, ist aber als Kulturfolger sehr anpassungsfähig und auch auf offenen Feldern und sogar in Stadtparks anzutreffen.

Als Nahrung bevorzugt es nährstoff- und energiereiche Pflanzenteile wie etwa Kräuter, Gräser, Blätter, Triebe und Knospen, wobei sich die Zusammensetzung im Jahreslauf charakteristisch verändert. Wie alle Wiederkäuer kann es grössere Nahrungsmengen rasch aufnehmen und verdaut sie danach an einem sicheren Ort. Allerdings ist sein Magen relativ klein, weswegen es täglich acht- bis zwölfmal äst. Rehe haben eine sehr feine Nase und ein empfindliches Gehör; mit den Augen nehmen sie vor allem Bewegungen präzise wahr.

Rehe sind in der Regel ortstreu. Böcke verteidigen ihr Territorium gegen Konkurrenten. Die Paarungszeit der Tiere ist im Juli/August, doch werden die Jungtiere erst im Mai/Juni im folgenden Jahr geboren. Die lange Tragzeit beruht darauf, dass sich das befruchtete Ei erst ab Dezember zu entwickeln beginnt (Keimruhe). Bei Gefahr verharren frisch geborene Rehkitze während der ersten drei bis vier Wochen reglos und gut getarnt in der Deckung und fliehen nicht. Sie werden deswegen nicht selten Opfer von Mähmaschinen. Im Sommer lebt das Reh einzeln oder zusammen mit seinen Jungen. Im Winter bilden Rehe dagegen kleine Gruppen, die in offener Landschaft auch zwanzig Tiere umfassen können.

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Das Reh gehört zu den beliebtesten Jagdtieren. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als eine Million Tiere erlegt, in Österreich sind es rund eine Viertelmillion. In der Schweiz werden seit 1975 jährlich durchschnittlich 41.000 Tiere getötet, während es in den dreissiger Jahren noch weniger als die Hälfte waren. Die hohe Abschussquote, die oft mehr als einen Drittel des Bestandes beträgt, wird häufig mit dem Schutz des Waldes vor übermässigem Verbiss der Jungtriebe begründet, was von verschiedenen Fachleuten jedoch bestritten wird. Die grosse Nachfrage an Fleisch kann in der Schweiz damit aber bei weitem nicht befriedigt werden. Da das Reh für die Zucht nicht geeignet ist, muss ein grosser Teil importiert werden: 2010 waren es 78% des konsumierten Wilds.

Lebenserwartung: in Einzelfällen bis zu mehr als 20 Jahren, doch werden nur 15 Prozent älter als drei bis vier Jahre

Bestand Schweiz (2008): 120.000

Getötete Tiere Schweiz (2008): durch Jagd 41.000, auf Strasse/Bahn 9.000, durch landwirt. Maschinen 941, von Hunden gerissen 747

Gewicht: bis zu 25 kg, in Skandinavien und in Osteuropa noch mehr

Fell: Haarwechsel Sept./Okt. bzw. März/April, Winter graubraun, Sommer gelblich-rot, am Hinterteil weisser Fleck (Spiegel); frisch geborene Jungtiere (Kitze) weisslich gefleckt

Quellen: Wikipedia // www.jagdkritik.ch // Eidg. Jagdstatistik

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