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Tier-Porträt

Das Hauspferd

Welche natürlichen Verhaltensweisen und Bedürfnisse haben Tiere und was bleibt davon übrig, wenn wir sie nur noch als "Nutztiere" wahrnehmen? In unseren monatlichen Porträts berichten wir darüber: kurz & bündig, aber informativ. Diesmal: das Hauspferd.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Das Hauspferd bildet mit den Eseln und Zebras die Säugetierfamilie der Einhufer. Hauspferde gibt es in unterschiedlichsten Rassen überall auf der Welt. Die Bezeichnungen Kalt-, Warm-, Halb- oder Vollblut rühren vom Grundtemperament bestimmter Rassen her und geben einen Hinweis auf deren primären „Verwendungszweck“. So sind z.B. Kaltblüter eher ruhige, schwere Tiere, die vorwiegend für Feld-, Zug- und Waldarbeit eingesetzt werden.

Als ursprünglicher Steppenbewohner ist das Hauspferd ein typisches Fluchttier, das in freier Wildbahn in Herden von maximal 20 Tieren mit fester Rangordnung lebt. Während die Leitstute die Herde zu Ess- und Trinkplätzen führt und allgemein Zeitpunkt und Richtung der Fortbewegung vorgibt, ist der Leithengst für den Schutz der Gruppe und die Fortpflanzung zuständig.

Das Wildpferd wurde vermutlich ca. 3000 v. Chr. in Zentralasien domestiziert. Das Reiten erlaubte es Menschen grössere Strecken in kürzerer Zeit zurückzulegen, was insbesondere auch auf der Jagd oder im Krieg von zentraler Bedeutung war. Auch in der Mythologie spielt das Pferd eine wichtige Rolle: Man denke etwa an Pegasus oder Zentaur.

Durch die Erfindung des Kummets im Mittelalter konnte das Pferd nun auch als Zugtier eingespannt werden. Auf dieser Nutzung beruht denn auch das Leistungsmass PS (Pferdestärke).

Seit Menschengedenk dient das Pferd aber auch als Fleischlieferant: Pferdefleisch wird aufgrund seines hohen Eisen- und niedrigen Fettgehaltes besonders geschätzt. Obwohl Papst Gregor III den Verzehr von Pferdefleisch 732 in der christlichen Welt verbot, setzte sich der Konsum nach und nach wieder durch. Wenn auch viele Leute in Frage stellen, ob das Pferd nun zu den Tieren gehöre, die gegessen werden dürfen, wird deren Fleisch weiterhin gerne konsumiert.

Pferderennen © Citrus Zest unter commons.wikimedia.org

Nicht zu vergessen ist die weit verbreitete Nutzung des Pferdes etwa in der Dressur, dem Springreiten oder den Pferderennen. Insbesondere im Spitzensport werden die Tiere meist zugeritten, bevor sie ausgewachsen sind und damit enormen Belastungen ausgesetzt, die körperliche (und psychische) Schäden und oft einen verfrühten Tod durch Tötung mit sich bringen, da die Tiere nicht mehr genutzt werden können.

Schliesslich ist das Pferd auch im Zirkus beliebt: Von den 6 Zirkussen, die in der Schweiz eine grössere Anzahl von Tieren mitführen, haben alle Pferde. Auch im 21. Jahrhundert erlaubt das Schweizer Gesetz die Zurschaustellung von Tieren im Zirkus immer noch.

Anzahl Equiden (Pferde, Ponys, Esel)
Schweiz (2008): ca. 89.000
Deutschland: ca. 1.000.000

Lebenserwartung: 20 bis 30 Jahre, bei Ponys bis 40 oder älter

Schlachtalter Fleischproduktion: 7 bis 12 Monate

Pro-Kopf-Konsum Pferdefleisch in der CH (2010): 0.66 kg/Jahr

Anzahl PferdesportlerInnen in der CH (2008): 100.000 Personen

Umsatz Pferdebranche: 1.65 Milliarden CHF

Anteil des Sektors Pferderennen an der Europäischen Wirtschaft: 10 Milliarden Franken

Quellen: Agroscope // Observatorium der Schweizer Pferdebranche // Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) // Schweizer Tierschutz (STS) // Proviande // Bundesamt für Sport (BASPO)

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