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Mensch & Tier

Solidarisch mit allen Tieren

Es ist ein offenes Geheimnis: Die Linke hat eine gespaltene Haltung, wenn es um die "anderen" Tiere geht. Jetzt hat "Megafon", das Magazin der Reitschule Bern, erstmals in seiner Geschichte diesem Thema einen Schwerpunkt gewidmet. Und TIF hat die Inhalte geliefert.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Das linke Magazin „Megafon“ erstmals mit einem Schwerpunkt in Tierrechte © tier-im-fokus.ch (tif) (Umschlaggestaltung: Martina Späni)

Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit. Das sind Werte, für die sich die progressive Linke seit jeher stark macht. Und das mit Recht. Egal, ob Frau, Mann, aus der Schweiz stammend oder dunkelhäutig: Wir alle haben im Kern dieselben Grundbedürfnisse und Ansprüche, die es zu respektieren gilt. Aber wer ist eigentlich mit „alle“ gemeint? Wie selbstverständlich beziehen wir uns damit auf uns und unseresgleichen. Im Zentrum unserer Wert- und Moralvorstellungen steht nach wie vor der Mensch. Das bedeutet nicht, dass wir die „anderen“ Tiere wie leblose Automaten behandeln. Dass auch sie fühlende, empfindsame Wesen sind mit ureigenen Bedürfnissen und Interessen, dürfte heutzutage niemand mehr ernsthaft bezweifeln. Entsprechend sind fast alle von uns der Meinung, wir sollten nichtmenschliche Tiere möglichst gut behandeln und sie – wie es heisst – „artgerecht“ halten. Doch was heisst das genau – ausser grössere Käfige oder ein bisschen mehr Stroh? Tatsache ist: Das Wohl aller „Nutztiere“ wird massiv beschnitten, sobald wir sie für unsere Zwecke einspannen. „Bio“ macht da keinen nennenswerten Unterschied. Denn auch „artgerecht“ gehaltene Tiere werden auf Hochleistung gezüchtet, sie werden schon als Kinder von ihren Eltern getrennt und damit sozial beraubt, sie werden künstlich besamt, kastriert oder sterilisiert, sie werden gemästet, in die Schlachthäuser gekarrt, frühzeitig getötet, ausgenommen und zu Konsumprodukten verarbeitet. Egal, wie sehr uns die „anderen“ Tiere am Herzen liegen: Geht es um unsere eigenen Interessen, stehen sie fast immer auf der Verliererseite. Ein Recht auf Unversehrtheit, Freiheit und Leben haben sie jedenfalls nicht. Die Redaktion von „Megafon“, das Magazin der Reitschule Bern, hat uns angefragt, einen Schwerpunkt zum Thema „Tierrechte“ und unseren Umgang mit den „anderen“ Tieren zu gestalten. Darin gehen wir der Frage nach, wieso wir nichtmenschliche Tiere derart anders behandeln: Woher nehmen wir uns eigentlich das Recht, über sie zu herrschen, sie zu unserem Nutzen und Vorteil zu gebrauchen und zu töten? Nur weil es Tiere sind? Oder weil wir das immer schon so gemacht haben? Aus Bequemlichkeit? Oder ist es am Ende einfach die Lust, der Genuss, unsere Gier nach dem Tier? Zumindest in Wohlstandsländern wie der Schweiz sind wir schon lange nicht mehr auf den Konsum tierlicher Produkte angewiesen. Vielmehr haben wir das Privileg, Tiere zu essen. Dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen diesem Privileg und dem Leid, der Unterdrückung und dem Tod dieser Lebewesen, ist ein unbestreitbares Faktum. Und sollte für uns eigentlich ein guter Anlass sein, unsere (kulinarische) Wahlfreiheit zu überdenken und mit allen Tieren solidarisch zu sein. Solidarität: Auch das ist ein Wert, für den sich die progressive Linke seit jeher stark macht. Und auch das mit gutem Recht. Der Text erschien erstmals als Einleitung zum Themenschwerpunkt „Tierrechte“ in: Megafon. Magazin der Reitschule Bern, Nr. 374, Dezember 2012. Das Heft kann für den Preis von CHF 6.– hier bestellt werden: megafon[at|reitschule.ch.
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6 Kommentare

Mona Polanski
vor 11 Jahre

Danke für die rasche Antwort. 🙂 Vorurteile sind doch ja aber nicht schuld, warum Tiere ausgebeutet werden. Dann könnte man ja die Tierausbeutung nie überwinden, wenn wir zuerst bei 7 Milliarden Menschen die Vorurteile aus dem Kopf bringen müssten. Dabei passt zwar, das die TIF immer wieder fundiert auf die Produktionsseite eingeht, ihre Aktionen zielen dann aber trotzdem auf die Vorurteile der Einzelnen ab. So gibt es Flyeraktionen gegen Speziesismus und für den Veganismus jedoch keine Proteste vor Schlachthäuser oder vor Milchproduzenten.

TIF
vor 11 Jahre

weder „die linke“ noch „der anarchismus“ bezeichnen eine festgezurrte ideologie oder eine klar umrissene politische einstellung, von daher kommt es eben sehr auf den zusammenhang drauf an — im „megafon“ ging es vorab um ein vorurteil nichtmenschlichen tieren gegenüber, das nachweislich auch in der linken tradition (fast egal welcher ausprägung) eine rolle spielt — und darum, wie es sich in eben dieser tradition vielleicht überwinden liesse — dass der individuelle veganismus bei uns als „allerheilmittel“ angepriesen wird, trifft nicht zu; die allermeisten unserer artikel und auch viele unserer aktionen betreffen die „produktionsseite“ bzw. die grundlagen und hintergründe der tierausbeutung — dennoch pädieren wir auch entschieden für einen ethisch motivierten veganismus, und sei es nur, um auf diesem weg die auch gesellschafts-politisch relevante frage der verfügbarkeit von alternativen zu diskutieren

Mona Polanski
vor 11 Jahre

Was meint die TIF eigentlich damit, wenn sie von der „Linke“ bzw. von „Anarchismus“ spricht? Mir ist das nicht so wirklich klar. Gerade auch im Hinblick auf diese Megafon Ausgabe. Die Texte darin sind durchzogen von bürgerlich-moralischen und letztendlich idealistischen Ansätzen.
Zum Beispiel stell ich mir die Frage, wieso bei der TIF immer der Veganismus der Einzelnen das Allerheilmittel sein soll und nicht der gemeinsame Angriff auf die Produktion (der Tierausbeutung)?

Beat Stocker
vor 11 Jahre

Es war vor ca. 9 Jahren. Aber leider ist die Linke noch immer sehr anthropozentrisch, alles andere ist zweitrangig.

Adriano
vor 11 Jahre

Ergänzung: Das hat sich offenbar vor mehr als zehn Jahren zugetragen, s. den Kommentar hier http://www.tier-im-fokus.ch/mensch_und_tier/veganismus_linke/. 🙂

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