Fleisch an Nachhaltigkeitstagen? Fünf Stadträt:innen sagen Nein
An den Berner Nachhaltigkeitstagen sollen künftig weder Fleisch noch Fisch serviert werden. Gleichzeitig soll ein veganes Menü obligatorisch werden. Das fordert ein Vorstoss von fünf Mitgliedern aus unterschiedlichen Parteien im Berner Stadtrat.
Die Berner Nachhaltigkeitstage sind vorbei: Zwei Wochen lang zeigte die Stadt Bern mit rund 70 Organisationen, wie ein zukunftsfähiger Alltag aussehen kann. Doch die diesjährige Ausgabe hat nun ein politisches Nachspiel im Stadtrat.
Die Motion «Fleisch servieren an Berner Nachhaltigkeitstagen – ernsthaft?» verlangt, dass die Stadt Bern ihr eigenes Nachhaltigkeitsfestival glaubwürdig ausrichtet: ohne Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte – dafür mit mindestens einem veganen Angebot. Anlass für den Vorstoss waren die diesjährigen Berner Nachhaltigkeitstage, wo etwa im Restaurant Werkhof lediglich fleischhaltige und vegetarische Menüs zur Auswahl standen.
Den Vorstoss eingereicht haben Tobias Sennhauser (TIF), Franziska Geiser (GB), Roger Nyffenegger (GLP), Ronja Rennenkampff (JA!) und Sofia Fisch (JUSO).
Fleisch untergräbt Glaubwürdigkeit
Fleisch hat an Nachhaltigkeitstagen schlicht keinen Platz – darin sind sich die fünf Stadträt:innen einig. Die Stadt werde so ihrer Vorbildfunktion nicht gerecht. «Wer Nachhaltigkeit feiert und gleichzeitig Fleisch serviert, macht sich unglaubwürdig», sagt Tobias Sennhauser (TIF).
Bern hat bereits 2019 den Klimanotstand ausgerufen. «Wer den Klimanotstand ausruft, muss ihn auch auf der Speisekarte umsetzen», sagt Franziska Geiser (GB). Ähnlich argumentiert Roger Nyffenegger (GLP): «Die Vielfalt pflanzlicher Produkte ist beeindruckend – und wächst stetig weiter, nicht zuletzt dank innovativer Schweizer Start-ups, die sinnstiftende Arbeitsplätze schaffen. Wo, wenn nicht an den Berner Nachhaltigkeitstagen, sollten wir ihnen eine Bühne geben?»
Per Ernährungswende zu Klimazielen
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen klar: Eine pflanzenbasierte Ernährung trägt massgeblich zum Klimaschutz, zur Biodiversität und zur öffentlichen Gesundheit bei. Laut einer vielzitierten Studie beanspruchen tierische Lebensmittel weltweit 83 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche, liefern jedoch nur 18 Prozent der konsumierten Kalorien. In der Schweiz stammen zudem rund 90 Prozent der Ammoniak-Emissionen aus der Nutztierhaltung – mit erheblichen Belastungen für Umwelt, Gesundheit und Artenvielfalt. Deshalb empfiehlt die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT), den Anteil pflanzlicher Proteine deutlich zu erhöhen.
Auch eine aktuelle Leitstudie von Schweizer Forschenden kommt zum Schluss: Damit die Schweiz ihre Klimaziele erreicht, muss der Fleischkonsum bis 2030 von rund 100 auf höchstens 50 Gramm pro Person und Tag halbiert werden. Parallel dazu soll der Konsum von Hülsenfrüchten und Nüssen vervielfacht werden. Der Bund selbst empfiehlt ebenfalls eine deutliche Fleischreduktion. Ebenso gilt Fisch als problematisch – sei es durch Überfischung, Beifang oder die ökologischen Belastungen der Aquakultur. Damit trägt auch der Fischkonsum direkt zu globalen Biodiversitätsverlusten und Klimaemissionen bei – ein klarer Widerspruch zu den Nachhaltigkeitszielen der Stadt Bern.
Mit dem Vorstoss wollen die fünf Stadträt:innen dafür sorgen, dass die Stadt Bern ihren Klimanotstand ernst nimmt und die eigene Energie- und Klimastrategie 2035 glaubwürdig umsetzt. Ein konsequent fleisch- sowie fischfreies und mindestens ein veganes Gastroangebot an den Nachhaltigkeitstagen würde ein starkes Signal senden: Bern meint es ernst mit Klimaschutz und nachhaltiger Entwicklung – und übernimmt die Vorbildrolle, die ihr als öffentliche Institution zukommt.
Kontakt
- Tobias Sennhauser, gbovnf.fraaunhfre@gvrevzsbxhf.pu
- Roger Nyffenegger, alssrarttre.ebtre@tznvy.pbz