26Apr 15
Buchnotiz
„Ernährung – Agrobusiness oder Agrikultur“ (Urs Sekinger et al. [Hrsg.])
Urs Sekinger et al. (Hrsg.): "Ernährung – Agrobusiness oder Agrikultur" Zeitschrift WIDERSPRUCH Zürich 2014 208 Seiten, CHF 25.--
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Urs Sekinger, Johannes Gruber, Riccardo Pardini, Walter Schöni, Therese Wüthrich (Hrsg.), Ernährung – Agrobusiness oder Agrikultur, Zeitschrift WIDERSPRUCH Zürich 2014, 208 Seiten, CHF 25.–
Seit 1981 existiert das Zeitschriftprojekt WIDERSPRUCH. Die zweimal jährlich erscheinenden Themenhefte fördern kritische Debatten aus sozialistischer Perspektive. Die 64. Ausgabe widmet sich der Ernährung und fragt: „Agrobusiness oder Agrikultur“?
Im Sammelband kommen dutzende AutorInnen aus Theorie und Praxis zu Wort. Den Anfang macht WOZ-Journalistin Bettina Dyttrich, die in der industriellen und der ökologischen Landwirtschaft zwei sich widersprechende Agrarmodelle sieht. Das zunehmende Effizienzdenken und den Agrarfreihandel hält Dyttrich mit den hohen Lohnkosten sowie der schwierigen Topografie der Schweiz für unvereinbar. „Die Grüne Revolution ist am Ende“, meint auch Jules Rampini Stadelmann und fordert im Sinne der Ernährungssouveränität nationale oder regionale Souveränität sowie demokratische Mitbestimmung in der Ernährungspolitik. Die Tendenz zu mehr Lohnarbeit auf Kosten von Familienbetrieben sieht Philippe Sauvin als „Ausdruck der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft“. Irmi Salzer diskutiert die Agrarhandelsstrategie der EU. Dazu gehört das TTIP-Abkommen, dass „die Türen für Agrar-Exportschlachten zu Dumpingpreisen“ öffnet. Auch die Grossverteiler änderten im Zuge der Liberalisierung des Zwischenhandels die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten. In der Folge sanken in den letzten 25 Jahren die Produzentenpreise um 30%, weshalb heute täglich Höfe in der Schweiz verschwinden. Mit Urban Gardening finden auch alternative Produktionsmethoden Erwähnung. Städtisches Ackern soll in Wien zu einem neuen Selbstverständnis von Stadt und Land beitragen. Auch in Zürich bekämpft die Gemüsekooperative Ortoloco die Tendenz zur Privatisierung und Gentrifizierung. Die regionale Vertragslandwirtschaft würde ökologische und soziale Probleme auf lokaler Eben lösen.
Landwirtschaft war bisher kaum ein linkes Thema. WIDERSPRUCH leistet dazu einen wertvollen Beitrag. Was fehlt, ist Herrschaftskritik gegenüber sogenannten Nutztieren – freilich ein potentielles Themenheft!
Weitere TIF-Materialien
- „Essen ohne bitteren Nachgeschmack!“, Interview von Tobias Sennhauser und Klaus Petrus mit dem Projekt soliTerre
- Urban Gardening, Buchbesprechung von Tobias Sennhauser
- Guerilla Gardening, Buchbesprechung von Tobias Sennhauser
- Die Essensvernichter, Buchbesprechung von Tobias Sennhauser
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