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Buchnotiz

„Guerilla Gardening“ (Richard Reynolds)

Richard Reynolds: "Guerilla Gardening" Orange Press GmbH, 2. Aufl. 2010 269 Seiten, ca. CHF 33.--

Text: Tier im Fokus (TIF)

Flower power – ursprünglich eine Antikriegsbewegung – gewinnt wieder an Bedeutung. Pflanzen dekorieren die Umgebung, versenden Düfte und produzieren Lebensmittel. Zudem wird auf einen Machtverlust verwiesen: die Mitgestaltung des öffentlichen Raums ist meist verboten. Richard Reynolds hat deshalb ein „botanisches Manifest“ verfasst. Guerilla Gardening ist „DIE UNERLAUBTE KULTIVIERUNG VON LAND, DAS JEMAND ANDEREM GEHÖRT“, stellt Reynolds unter Verwendung von Caps Lock klar. Guerilla ist eigentlich eine Kriegstaktik, Guerilla Gardening folglich eine „Schlacht um Ressourcen, ein Kampf gegen Landmangel“, wobei Blumen als Munition figurieren. Das Ziel: „Mitten in der Urbanität auf unwirtlichem Gelände grüne Oasen entstehen zu lassen“. Dieser Kampf hat eine beachtliche Tradition, und nicht selten ging es dabei um das schiere Überleben. Beispielsweise 1649 als hungernde Menschen in England brachliegendes Land besetzten. Für konkrete Guerilla-Projekte listet Reynolds zahlreiche Optionen auf. Als „unempfindlich“ gelten etwa Kartoffeln oder Mangold, die „Funktion eines Lufterfrischers“ haben Lavendel oder Salbei und schlicht „überraschend“ sind Sonnenblumen. Mittels Propaganda soll gesellschaftlicher Rückhalt und das Anwerben neuer MitstreiterInnen erreicht werden. Dabei gehe es nicht um Trickserei, sondern um andere „mit deiner Begeisterung anzustecken“ und den Samen in ihren Köpfen zu sähen. Leider wird nur begrenzt auf das gärtnerische Potential zur Integration von sogenannten Randständigen oder ImmigrantInnen hingewiesen. Dies obwohl gemeinsames Ackern zweifellos eine verbindende, konstruktive Tätigkeit wäre. Auch dürften PazifistInnen die kampforientierte Sprache nicht goutieren. Sieht man davon ab, bietet Guerilla Gardening Einblick in ein Phänomen, wobei – bunt und nahrhaft – gesellschaftliche Konventionen in Frage gestellt werden und der grüne Daumen zu jucken beginnt. Auf geht’s!
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1 Kommentar

Christiane
vor 11 Jahre

Im Prinzip eine gute Sache, doch werden beim Guerilla-Gardening oft Brach- und Ruderalflächen beackert, die aber, oft für den Laien nicht wahrnehmbar, wertvolle ökologische Nischen für viele Insekten und andere Kleintiere bilden. Auch siedeln sich dort in Windeseile bestimmte Pflanzen an, die andernorts in den gepflegten Parks oder in den gedüngten und mit exotischen Pflanzen bestückten Gärten keine Chance zum Leben haben, z.B. unscheinbare und ungeliebte Pflanzen wie Nachtkerzen oder Brennesseln, die aber ökologisch sehr wertvoll sind und von bis zu 20 verschiedenen Faltern genutzt werden.

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