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Tier-Porträt

Der Pangasius

Vor zehn Jahren war er in Europa noch völlig unbekannt. Mittlerweile gehört der Pangasius aufgrund seines zarten, mild schmeckenden grätenarmen "Fleisches" und des niedrigen Preises zu den fünf am meisten gegessenen "Speisefischen". Lesen Sie mehr in unserem Porträt des Monats Oktober.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Der Pangasius ist ein Süsswasserfisch aus der Familie der Haiwelse. Der tagaktive, in Gruppen lebende Fisch ist in den grossen Flussläufen des Mekong und Chao Phraya in Thailand, Vietnam, Laos und Kambodscha heimisch. Er ernährt sich von Algen, Wasserpflanzen, Plankton, Weichtieren, Insekten, wie auch von Fischen, Krustentieren und Früchten. Neben der Kiemenatmung nimmt der Pangasius auch Luft an der Wasseroberfläche auf, abhängig von der Sauerstoffkonzentration des umgebenden Wassers.

Ab Oktober ziehen die Fische stromaufwärts in die weit entfernten Laichgebiete, wo die Weibchen nach der Paarung in den Monaten Mai bis Juli hunderttausende Eier an Baumwurzeln am Ufer ablegen. Danach ziehen sich die Elterntiere flussabwärts in die beutereichen Überschwemmungsgebiete zurück. Nach 24 bis 36 Tagen schlüpfen die etwa drei Millimeter langen Larven und lassen sich flussabwärts treiben. Ab etwa zwölf Tagen beginnen die Jungen Nahrung und Luft aufzunehmen.

Aufgrund ihrer auffälligen Form und der glänzenden Flanken werden vor allem Jungfische in Südostasien als Zierfische gehalten. Da der Pangasius grundsätzlich in Gruppen lebt und eher gross wird, ist der Platz in Heimaquarien schnell beschränkt. Zudem verletzt sich der sehr schreckhafte Fisch oft bei Fluchtversuchen an den Aquarienwänden.

Neben der traditionellen Befischung des Wildbestandes wird Pangasius seit einigen Jahren in Südostasien und nun auch in den USA vermehrt in Aquakulturen „gezüchtet“ und weltweit als „Speisefisch“ vermarktet. Ein Grossteil wird dabei nach Europa exportiert, wo der Fisch aufgrund seines zarten, mild schmeckenden grätenarmen „Fleisches“ und des niedrigen Preises beliebt ist. Letzteres führte dazu, dass der Pangasius auch schon als „teurerer Fisch“ wie z.B. Scholle verkauft wurde.

Pangasius in Aquakulturen © STR/AFP/Getty Images

Die Nahrung in den Aquakulturen besteht aus Algen, Reis- und Fischmehl oder Hochleistungsfutter. Die schnell wachsenden Fische haben bald wenig Platz und werden anfällig gegenüber verschiedenen Krankheiten und Parasiten, weswegen hohe Mengen Medikamente eingesetzt werden. So wurden bei Importfischen bereits verbotene Antibiotika nachgewiesen. Nach acht Monaten erreichen die jungen Fische das „Schlachtgewicht“ von etwa einem Kilogramm.

Im Jahre 2004 gründete die deutsche Binca Seafoods in der vietnamesischen Provinz An Giang die erste und bisher einzige sogenannte „Bio-Pangasius-Zucht“ der Welt. Coop vertreibt von dort importierte Fische unter der Knospe-Richtlinien der Bio-Suisse. Doch eine Zucht im eigentlichen Sinne ist in Aquakulturen auch bei Bio-Pangasius nicht möglich, da die Weibchen in Gefangenschaft nicht von alleine ablaichen. Deshalb sind Hormoninjektionen zum Auslösen der Eiablage oder das Auffüllen des Bestandes über Wildfänge nötig.

Da sich stark dezimierte Bestände nur langsam zu erholen scheinen und der Pangasius erst mit über drei Jahren die Geschlechtsreife erreicht, dürfte die Art empfindlich auf Überfischung reagieren und bald einmal ausgestorben sein.

Lebenserwartung
wildlebend: etwas über 10 Jahre
als „Speisefisch“: ca. 8 Monate

Gesamtproduktion (Vietnam)
2001: 300.000 Tonnen im Jahr
2008: 2.1 Million Tonnen im Jahr
Marktwert (Vietnam 2007): über 700 Millionen US-Dollar

Einfuhrmenge (Schweiz)
2000: ca. 350 Tonnen
2009: ca. 3.800 Tonnen

Besatzdichte pro Kubikmeter Wasser
Aquakulturen: bis 100 Pangasien
Bio-Aquakulturen: ca. 12 Pangasien

Bio-Pangasiuszucht: 0.2% der Gesamtproduktion

Quellen: Wikipedia // Binca Seafoods // fair-fish // Kassensturz // coopzeitung.ch

Video: Die Pangasius Lüge (ARD extra)

https://www.youtube.com/embed/k0pG9r6LVFM
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