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Patentiere

Ein neues Zuhause für Tamay und Rosa

Nach dem Tod von Minotaurus anfangs dieses Jahres wollten wir ein neues Zuhause für Tamay und Rosa finden. Bei der Suche stiessen wir auf die «Tierarche Seeland». Ende Juli 2018 zügelten Tamay und Rosa an ihren neuen Wohnort.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Als im April 2010 unsere Patentiere von der Romandie auf den Hof im Emmental umzogen, wehrte sich Tamay vorerst sehr dagegen. Statt in den Transporter einzusteigen, büxte er seitlich von der Rampe aus und rannte ins quietschgelbe Rapsfeld, von wo aus er uns skeptisch beobachtete. Schliesslich stieg er dann doch noch ein und der ganze Umzug ging zu guter letzt für alle zufrieden aus.

Dieses mal steigt Tamay bereits ein, als der Chauffeur die Rampe des Lasters öffnet – dabei soll hier Rosa einsteigen, weil für Tamay vom Gewicht her der Anhänger vorgesehen ist. Also muss er nochmals aussteigen, um Rosa Platz zu machen. Als Tamay schliesslich im Anhänger ist, geht der Lastzug Richtung Westen los.

Wir warten bereits in Kallnach auf die Ankunft des Lastzuges. Urs Marti von der «Tierarche Seeland» macht uns mit den 26 Kühen, «Guschtis», Ochsen und (Stier-)Kälbern auf der grossen Weide bekannt. Schliesslich kommt der Lastwagen mit Anhänger an. Als er an den Rand der Weide fährt, nähern sich auch gleich einige der Rinder und fangen an zu muhen. Tamay und Rosa im Laster geben Antwort.

Zuerst wird Rosa aus dem Lastwagen herausgelassen. Sofort kommen einige der Rinder auf sie zu – es wird geschnuppert, geschubst und mit den Hörnern gestossen. Nach kurzer Zeit beruhigt sich das Ganze und Rosa trottet mit den anderen Richtung Tränke. Danach wird Tamay aus dem Anhänger gelassen. Dieses Mal ist das Gerangel viel kürzer, denn Tamay beeindruckt durch seine Grösse und Kraft.

Manfred Lüthi, der in den letzten acht Jahren unsere Patentiere in Hasle im Emmental betreut hat, freut sich über die Aufnahme von Tamay und Rosa in der grossen Herde. Mit wehmütigem Blick verabschiedet er sich und der Lastwagen mit Anhänger fährt langsam davon.

Kurz darauf sind alle Rinder völlig ruhig bei der Tränke zusammen und Rosa labt sich schon mal mit Wasser. Immer wieder distanziert sich Tamay von der Herde, sofort gefolgt von Rosa, und beide erkunden die neue Umgebung, um gleich darauf wieder zur Herde zurückzukehren. Bei einem dieser Erkundungsgängen kann sich Urs Marti auch schon Rosa nähern, die an seiner Hand schnuppert.

Warum ein neues Zuhause?

Baybora, Odysseus, Tisane und Minotaurus sind in den letzten Jahren gestorben und so sind von der ursprünglich sechsköpfigen Herde nur noch Tamay und Rosa am Leben. Und Tamay ist mittlerweile auch bereits stolze 19 Jahre alt. Somit entschieden wir vom Verein Tier im Fokus für die zwei ein neues Heim zu finden, wo sie mit anderen Rindern zusammen leben können. Auf der Suche stiessen wir auf die «Tierarche Seeland», wo andere Rinder ein friedvolles Leben ohne Nutzungsanspruch leben dürfen. Ein idealer Ort für Tamay und Rosa. Und das Schicksal war auf unserer Seite: Wir kriegten genau noch die zwei letzten freien Pensionsplätze.

Auch der Hof im Emmental war ein guter Ort – insbesondere wurden unsere Patentiere von Manfred Lüthi sehr liebevoll und kompetent betreut. Neben unseren Patentieren lebten auf diesem Hof aber ausschliesslich Pferde. Tamay und Rosa waren die einzigen Rinder. Was wäre, wenn er oder sie plötzlich sterben und das andere alleine zurückbleiben würde? Ein Wechsel war daher angesagt.

Patentiere auf Lebenshöfen

Auch wir werden immer älter – Tier im Fokus (TIF) gibt es nun bereits seit neun Jahren. Aber bereits 1996 haben Mitglieder des Vereins für Tierrechte Schweiz (Vorgängerverein von TIF) Odysseus vor dem Schlachthof gerettet und damit den Grundstein für eine nun bereits über 20 Jahre anhaltende Tradition gestartet: Die Rettung von und Fürsorge für Tiere, die als sogenannte Nutztiere hätten leben und sterben sollen. Eine Tradition, die TIF bereits seit ihren Anfängen weitergeführt hat.

Die Rettung eines Tieres vor dem Schlachthof und dessen Aufnahme in einen Verein bedeutet aber eine grosse Verantwortung für die Vorstandsmitglieder. Deshalb haben wir 2014 in einer Vorstandssitzung entschieden, dass wir keine eigenen Patentiere mehr aufnehmen, sondern Tiere auf bereits bestehenden Lebenshöfen mit einer Patenschaft unterstützen wollen. Und es gibt ja immer mehr solche Lebenshöfe, die Tieren ein Leben ohne Nutzungsanspruch bieten.

So unterstützten wir von 2014 bis 2017 Figaro auf einem Lebenshof im Berner Jura, seit 2016 den Ziegenbock Zeus auf dem «Hof Narr» im Zürcher Oberland und seit 2017 den Eber Dylan auf der «Arche Samar» im bernischen Kirchlindach. Ab sofort unterstützen wir auch die ehemalige Milchkuh Noemi auf der «Tierarche Seeland» mit einer Patenschaft.

Fotos: Tier im Fokus (TIF)

Wir danken Hans Rüedi von pferdeweiden.ch für die langjährige Aufnahme unserer Patentiere und Manfred Lüthi für die geduldige und herzensvolle Betreuung der Rinder in dieser Zeit. Nun danken wir Urs Marti für die Aufnahme von Tamay und Rosa in seine grosse Rinderherde in Kallnach.

Unterstütze auch du Tamay und Rosa mit einer Patenschaft, damit sie weiterhin ein Leben ohne Nutzungsanspruch geniessen können!

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