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Mensch & Tier

Weltvegantag: Wem gehören Tiere?

Der 1. November ist Weltvegantag. Immer mehr Menschen entscheiden sich, vegan zu leben. Sie sind überzeugt: Tiere sind nicht da, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen, sie gehören sich selbst, und nicht uns. Die Realität aber ist eine andere: Tiere sind nach wie vor das Eigentum der Menschen, und das selbst in Ländern wie der Schweiz, wo sie gemäss Gesetz keine Sachen mehr sind.

Text: Tier im Fokus (TIF)

„Für wen hat ‚unser lieber Herr‘ die Milch der Ziege bestimmt, wenn nicht für die kleine Ziege?“, fragt die Juristin und Feministin Clara Wichmann bereits anno 1920. Sie gilt heute als eine Vorreiterin der veganen Idee. Wichmann kritisierte als eine der ersten das Verhältnis zwischen Tieren und ihren EigentümerInnen. Während Tiere ein „persönliches Verhältnis“ gegenüber ihren HalterInnen hätten, sei unser Verhältnis zu ihnen ein „sachenrechtliches“. Die Folge: Das Tier gleicht juristisch einer Ware. Als Eigentum seien Tiere ökonomisch abhängig und dem „völligen Verfügungsrecht“ der Menschen ausgeliefert. Wichmann erkennt darin gar „eine gewisse Ähnlichkeit mit der ökonomischen und der rechtlichen Position der Frau“.

Keine Sachen mehr, aber weiterhin Eigentum

In der Zwischenzeit gelten Tiere juristisch nicht mehr als Sachen. Was geblieben ist, ist ihr Eigentumsstatus: Tiere unterstehen nach wie vor der Herrschaft der EigentümerInnen, die – im Rahmen gewisser gesetzlicher Schranken – frei über sie verfügen können. So dürfen Tiere angebunden oder angekettet, vergast oder verbrennt, enthornt oder kastriert werden. Und vor allem: man darf sie töten und essen. Von Gesetzes wegen. In der modernen Tierrechtsphilosophie hat sich der amerikanische Rechtsphilosoph Gary Francione als Kritiker des Eigentumsstatus einen Namen gemacht. Dieser verhindere nennenswerte gesetzliche Rechtsansprüche für Tiere, weil ihre Interessen stets jener der EigentümerInnen untergeordnet werden. Für Francione brauchen Tiere deshalb mindestens ein Recht, nämlich niemandes Eigentum zu sein.

Eine Konsumwende muss her

Doch solange wir Tiere für unsere Zwecke instrumentalisieren und ihnen Fleisch, Milch und Eier abverlangen, gibt es am Eigentumsstatus nichts zur rütteln. Die Nachfrage nach tierlichen Produkten zementiert die ökonomische Abhängigkeit von Tieren. Um die Ware Tier zu eliminieren, braucht es einen fundamentalen gesellschaftlichen Wandel. Dessen war sich auch Clara Wichmann bewusst: „Es geht um eine grundlegende innere Umstellung des menschlichen Verhaltens gegenüber den Tieren“.
World Vegan Month November ist World Vegan Month. Während einem Monat soll auch hier in der Schweiz die vegane Lebensweise gefördert werden. Zu diesem Zweck findet ein breites Spektrum an Aktivitäten statt, an denen sich Organisationen aus allen Regionen beteiligen. Auch wir von TIF sind mit dabei. Mehr zu unseren Aktionen hier.
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