Studie zeigt: der Bund täuscht die Bevölkerung
Neun von zehn Hühner werden gemäss dem staatlichen Tierschutz-Label «besonders tierfreundliche Stallungen» (BTS) gehalten und mit Steuern in Millionen gefördert. Eine neue Studie zeigt, dass der Bund damit die Steuerzahlenden täuscht.
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Der Bund unterhält das staatliche Tierschutz-Label «besonders tierfreundliche Stallungen» (BTS). Neun von zehn Masthühner werden gemäss den BTS-Richtlinien gehalten und mit Subventionen in Millionenhöhe honoriert. Damit täuscht der Bund die Steuerzahlenden. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitut gfs-zürich im Auftrag der Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF).
«Die Bezeichnung ‹besonders tierfreundlich› suggeriert eine Landwirtschaft, wie sie bloss in der Werbung existiert», sagt Tobias Sennhauser, Präsident Tier im Fokus. BTS diene heute dazu, die Schweizer Massentierhaltung grün zu waschen.
Für die Studie wurden im Januar 2018 1.003 Personen aus der Deutsch- und Welschschweiz befragt.
Wie der Bund die Bevölkerung täuscht
In der Werbung gackern die Hühner auf der Weide und picken nach saftigem Grün. Können sie das auch in «besonders tierfreundlichen» Hühnerställen? Ja, vermuten 88 Prozent der Befragten. Lediglich 11 Prozent glauben, dass BTS-Hühner nicht auf die Weide können. Ein Prozent zeigt sich unentschlossen. Richtig ist: Das staatliche Label BTS schreibt keinen Weidegang vor.
Massentierhaltung mag niemand. Ein Aspekt davon sind die vielen Hühner auf wenig Raum. Wieviele BTS-Hühner dürfen auf einem Quadratmeter gehalten werden? 70 Prozent der Befragten schätzen bis zu fünf Hühner, 19 Prozent vermuten sechs bis 12 Hühner und zwei Prozent meinten, dass 13 bis 17 Hühner pro Quadratmeter gehalten werden dürfen. Vier Prozent schätzten 18 Hühner und mehr. Fünf Prozent gaben keine Antwort. Richtig wäre 13 bis 17 Hühner.
Zum Tierwohl gehört auch ein möglichst langes Leben. Wie lange dürfen BTS-Masthühner leben? 55 Prozent der Befragten schätzen das Schlachtalter auf drei Monate. 26 Prozent vermutete drei Jahre. 12 Prozent sprach den Hühnern eine Lebensdauer von 30 Tagen zu. Zwei Prozent der Befragten meinten, dass Hühner lediglich zehn Tage gemästet werden. Fünf Prozent hatten zur Lebensdauer der Masthühner keine Meinung. Korrekt ist, dass BTS-Hühner lediglich dreissig Tage leben dürfen und durchschnittlich nach 35 Tagen geschlachtet werden.
Massentierhaltung ist alles andere als «besonders tierfreundlich»
Aktuelle Recherchen von Tier im Fokus zeigen, wofür das BTS-Label bei Masthühnern tatsächlich steht. Verdeckte Aufnahmen aus fünf Hühnermast-Betrieben in drei Kantonen dokumentieren das Leid in der Schweizer Hühnerindustrie: tausende Hühner leben auf wenig Raum, viele davon krank, verletzt oder tot.
«Mit dem BTS-Label verschleiert der Staat die Schweizer Massentierhaltung», sagt Tobias Sennhauser, Präsident von Tier im Fokus. Die Tierrechtsorganisation fordert in einer Petition die Streichung der BTS-Gelder für Hühnermastbetriebe. «Mit unseren Steuergeldern soll keine Massentierhaltung gefördert werden», so Sennhauser.
Das Tierschutz-Label BTS ist weit mehr als eine Subvention. Längst hat die Fleischindustrie das Wording für sich entdeckt und preist die Massentierhaltung als «besonders tierfreundlich». Allen voran die Migros mit ihrer Marke Optigal. Das rief nun den Schweizer Konsumentenschutz auf den Plan.
Auf den Optigal-Packungen im Regal ist eine kleinbäuerliche Idylle abgebildet. Darunter ist in kleinen Lettern die Rede von «besonders tierfreundlicher» Haltung. Für Sennhauser werden die Konsumierenden damit gezielt in die Irre geführt. «Statt für glückliche Hühner steht Optigal für Massentierhaltung», kritisiert Sennhauser.
Die Schweizer Bevölkerung wird gleich doppelt getäuscht: als Steuerzahlende durch den Bund und als Konsumierende. «Wir alle unterstützen unwissentlich die Massentierhaltung», sagt Sennhauser, «sei es durch unseren Konsum oder durch unsere Steuern.» Es brauche ein Umdenken, sowohl beim Essen als auch in der Politik.
=>Video: www.youtube.com/watch?v=yMqgZ2NrKBI
Über Tier im Fokus
Tier im Fokus (TIF) ist eine Schweizer Tierrechtsorganisation. Sie setzt sich für die Abschaffung der Nutztierhaltung, die Überwindung des Speziesismus sowie die Förderung des Veganismus ein.
Kontakt
Tobias Sennhauser, Präsident Tier im Fokus
tobias.sennhauser[at]tier-im-fokus.ch