17Apr 13
Buchnotiz
„Urban Gardening“ (Christa Müller, Hrsg.)
Christa Müller (Hrsg.), Urban Gardening, Oekom Verlag 2011, Taschenbuch, 320 Seiten, ca. CHF 32.--
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Es fördert Gesundheit und Wohlbefinden, erzeugt selbstbestimmte Micro-Cummunities und stellt angesichts der globalisierten, auf fossilen Energien beruhenden Agrarmärkten eine dezidierte Form des politischen Widerstandes dar: Urban Gardening.
Dem neuen Phänomen widmete die Soziologin Christa Müller einen Sammelband. Im ersten Teil sind gesellschafts- und sozialtheoretische Beiträge untergebracht. Urbane Gärten werden als Orte der Opposition beschrieben, in denen „ein widerständiges Potenzial gegen die herrschende neoliberale Ordnung“ lauert. Im zweiten Teil kommt die Beziehung zwischen Gärten und Urbanität zur Sprache. Zwei Londoner Architekten wollen etwa die „städtischen Nahrungsversorgungssysteme ökologischer, aber auch sozial nachhaltiger und partizipativer gestalten“. In einem nächsten Abschnitt wird das politische Spektrum der neuen Gartenbewegung diskutiert. Beispielsweise beim Guerilla Gardening würden emanzipatorische Ideen, Freiräume vom allgegenwärtigen Konsum und ein kritisches Bewusstsein für gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Zusammenhänge ausgelebt. Von Bedeutung seien Stadtgärten zudem als postfossile Strategie, da die industrielle Landwirtschaft durch Düngung und Gifteinsatz stark vom Erdöl abhängig ist.
Wer eine Anleitung zum Ackern sucht, guckt mit Urban Gardening in die Röhre. Vielmehr handelt es sich bei der Lektüre um eine soziologische Einordnung, die bisweilen an intellektuelle Selbstbefriedigung erinnert. Dann etwa, wenn die Rede von „kompakten zu fluiden, vielfädigen Formen des Individuum-Kollektivs“ ist. Doch das Meiste ist auch Laien verständlich. Zum Beispiel, dass insbesondere Digital Natives grosses Interesse am städtischen Gärtnern bekunden – und flugs ihre Erfahrungen „teilen“.
Wer die theoretische Ausrichtung nicht scheut, bekommt mit der Lektüre einen breiten Einblick in ein Phänomen, das angesichts des Peak-Oil weiter an Bedeutung gewinnen dürfte.
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