18Aug 14
Buchnotiz
„Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990-1990“ (Miriam Elia & Ezra Elia)
Miriam Elia & Ezra Elia: "Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990-1990" Fischer Taschenbuch Verlag 2013 96 Seiten, ca. CHF 13.--
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Miriam Elia & Ezra Elia, Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990-1990, Fischer Taschenbuch Verlag 2013, Taschenbuch, 96 Seiten, ca. CHF 13.–
Edward ist ein Hamster. Er lebt in einem Käfig. Dort schreibt er Tagebuch über „die harschen Banalitäten“ der Gefangenschaft. Es ist die Sicht eines sogenannten Haustieres, dessen Welt aus skrupellosen Menschen, Gitterstäben und einem Hamsterrad besteht.
Alle paar Tage notiert Edward ein paar Zeilen in sein Tagebuch. Seite für Seite sinniert er darüber, ob er das Hamsterrad besteigen soll. Er „seziert den Zustand der Langeweile“. Eine bedrohliche Abwechslung bieten menschliche Annährungsversuche: „Sie taten so, als sei es ein Spiel und lachten und schrien“, schildert der Protagonist seine Angst. Eines Tages besucht ihn eine Katze. „Hast du ein Rad?“, fragt der neugierige Edward mit seinem durch den Käfig beschränkten Horizont. Sein monotones Dasein besteht aus dreierlei: Rad, Körner, Wasser. Doch Edward will sich damit nicht abfinden und entscheidet sich für den passiven Widerstand. Es folgt ein erfolgloser Hungerstreik. In der Not versucht er die Katze zur Rebellion zu motivieren: „Ich weiss, dass wir unterschiedlichen Arten angehören, aber wir sind trotzdem Teil ein und desselben Systems. Und dieses System muss zerschlagen werden.“ Die Katze – „eine stumme, hirnlose Kreatur“ – lässt ihn hängen, doch schon bald bekommt Edward im Käfig Gesellschaft: „ein Kampfgenosse“.
Klar, Edward wird vermenschlicht. Doch das Tagebuch des melancholischen Nagers hat seinen besonderen Reiz: die Perspektive eines von menschlicher Herrschaft gepeinigten Haustieres in Gefangenschaft. Die Lektüre erinnert zudem daran, dass sich die menschenscheuen Hamster nicht zur Domestikation eignen und in ihren Käfigen ein armseliges Dasein fristen.
Der intime und intensive Bericht berührt. Es ist mehr als ein Tagebuch. Und „Edward nicht einfach ein Hamster, Edward ist eine Geisteshaltung“.
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