24Sep 16
Buchnotiz
«Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen» (Arianna Ferrari & Klaus Petrus [Hrsg.])
Arianna Ferrari & Klaus Petrus (Hrsg.): "Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen" Transcript Verlag 2015 482 Seiten, ca. CHF 40.--
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Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen
Wir lassen uns Tiere gerne durch den Kopf gehen. Sei es als philosophische Reflexion oder, weit öfters, getötet und zerstückelt als Nahrungslieferanten. Tiere prägen unser Dasein seit jeher mit. Nun erschien im Transcript-Verlag ein Lexikon, worin erstmals die vielfältigen Beziehungen zwischen Menschen und Tieren systematisch analysiert werden.
Das Lexikon beginnt bei «A», wie Anthropomorphismus, und endet bei «Z», wie Zucht. Die gewählten Begriffe entstammen der neuen, multidisziplinären Forschungsrichtung Human-Animal Studies. Diese will eine wissenschaftliche Lücke schliessen: die Rolle des Tieres in der Gesellschaft, Politik, Kunst oder Wirtschaft. Analog zu den Gender Studies richtet sie das Augenmerk auf eine vergessene resp. ignorierte Gruppe von Individuen.
Manche bezeichnen die Human-Animal Studies als ergebnisoffen und deskriptiv. Die HerausgeberInnen verfolgen hingegen das Ziel, Tiere von ihrem Objekt- und Opferstatus «zu befreien und sie als eigenständige Individuen zu begreifen – und auch zu respektieren». So wird in vielen Einträgen – übrigens allesamt Originaltexte namhafter ForscherInnen der Human-Animal Studies – der menschliche Nutzungsanspruch am Tier kritisch hinterfragt.
Der Sammelband-Charakter führt zu einer ideologischen Vielfalt. Politisch neutral ist das Lexikon deswegen nicht. Viele Beiträge rühren von einer linken Perspektive her. So geht es bei der geforderten Befreiung der Tiere um Macht, Herrschaft und Ausbeutung – Schlagworte, die die Linke für sich in Anspruch nimmt, oder vielleicht: nehmen sollte.
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