„Der kleine Tierpark“ (Robert Walser)

Robert Walser, Der kleine Tierpark, Insel Verlag 2014, 159 Seiten, CHF 10.50 Noch immer ist Robert Walser (1878-1956) fast ein Geheimtipp. Der Schweizer Autor genoss bereits zu Lebzeiten nicht die verdiente Anerkennung, obwohl ihn namhafte zeitgenössische Autoren wie Hesse und Kafka sehr schätzten. Doch während etwa Hesse sehr darauf bedacht war in Mode zu bleiben und seine Leser nicht vor den Kopf zu stossen, blieb Walser in seinem Schaffen stets sehr eigenwillig. Bei Suhrkamp ist jetzt unter dem Namen „Der kleine Tierpark“ ein Buch erschienen, das verschiedene prosaische und lyrische Texte Walsers versammelt, in denen Tiere eine mehr oder weniger zentrale Rolle spielen. Darunter finden sich Schilderungen von alltäglichen Begegnungen mit Tieren, kurze Tiergeschichten und kuriose Texte, die vor allem über sprachliche Kunststücke und Verwirrspiele wirken. In Walsers Tiergeschichten haben Tiere in erster Linie eine humoristische Funktion. Sie verhalten sich menschlich, sprechen sehr hochtrabend und werden dabei in – für Walser typischer – sehr sachlicher und schweizerisch gefärbter Sprache beschrieben. Erzählungen aus dem Alltag beschäftigen sich oft mit dem Verhältnis zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Tieren. Der Erzähler versetzt sich dabei in sein Gegenüber, stösst auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten oder malt sich aus, wie der Alltag des andersartigen Lebewesens aussehen könnte. In seinen Überlegungen weist Walser durchaus auch tierrechtlerische Tendenzen auf, etwa wenn er feststellt: „Unzähligen Hühnern werden Tag um Tag innerhalb der Zivilisation die Köpfe kurzerhand abgeschnitten, was eine Tatsache ist, die zu einiger Bedenklichkeit Anlass geben sollte.“ Tierfreunden und Literaturliebhaberinnen sei „Der kleine Tierpark“ gleichermassen ans Herz gelegt.