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Buchnotiz

„Der letzte Fang“ (Markus CM Schmidt)

Markus CM Schmidt: "Der letzte Fang" Mindjazz Pictures 2014 85 Min., ca. CHF 17.--

Text: Tier im Fokus (TIF)

Markus CM Schmidt, Der letzte Fang, Mindjazz Pictures 2014, 85 Min., FSK: ab 6 Jahren, ca. CHF 17.– In den letzten Jahrzehnten ist die weltweite Fischerei dramatisch angestiegen – im Schnitt mit Wachstumsraten von über 3%. Allein im Jahr 2010 wurden 148 Millionen Tonnen Fisch aus den Meeren sowie aus Aquakulturen gefangen und getötet. Die Folgen werden nun sichtbar: ein Drittel der weltweiten Bestände gelten als überfischt. Für die Fischerei-Industrie beginnt derweil der Konkurrenzkampf um die verbleibenden Bestände. Das gilt insbesondere für den europäischen Blauflossen-Thunfisch. Der Kollaps seiner Bestände steht unmittelbar bevor, da die Thunfische bereits vor der Reproduktion in den Netzen landen. Seit Jahren findet im Mittelmeer ein Überlebenskampf der verbleibenden Fischer statt, die für kurzfristige Profite bisweilen auch Fanglizenzen an den Küsten Nordafrikas ergattern. Der Filmemacher Markus CM Schmidt gibt mit „Der letzte Fang“ einen Einblick in die globalisierte Thunfischindustrie und begleitet drei Fischer in ihrem Alltag. Dazu gehört auch Roberto Mielgo, der allerdings die Fronten wechselte. Er ahnte bereits 2003 den Kollaps des Thunfischbestandes im Mittelmeer und begann seine Anteile zu verkaufen. In der Zwischenzeit mauserte er sich zum schärfsten Kritiker der Überfischung und versucht bei der EU ein Moratorium zu erwirken, um die Ausrottung der Thunfische zu verhindern – bisher ohne Erfolg. Der Film bekräftigt ein von den Medien einseitig gezeichnetes Bild: die bösen Fischer. Freilich sind sie an der Überfischung der Meere mitbeteiligt. Doch genauso müsste man die KonsumentInnen in die Pflicht nehmen. Während früher selbst in Küstenregionen kaum Fisch konsumiert wurde, ist die Nachfrage nach Meeresfischen heute – auch in der Schweiz – sprunghaft auf knapp 20 kg pro Kopf und Jahr angestiegen. Auch wenn der investigative Ökothriller den Fischverzicht mit keiner Silbe erwähnt, deckt er doch schonungslos die zum Scheitern verurteilte Strategie des Neoliberalismus in der Lebensmittelproduktion auf: die Natur kennt kein ewiges Wachstum.

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