28Jul 14
Buchnotiz
„Anständig Leben“ (Sarah Schill)
Sarah Schill: "Anständig Leben" Südwest Verlag 2014 224 Seiten, ca. CHF 25.--
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Sarah Schill, Anständig Leben, Südwest Verlag 2014, Taschenbuch, 224 Seiten, ca. CHF 25.–
Die Lektüre beginnt mit dem ökologischen Fussabdruck der Autorin und der erschreckenden Erkenntnis: die Ressourcen von knapp drei Planeten Erde wären nötig, wenn alle Menschen nach ihrem Standard leben würden.
Die junge Drehbuchautorin versucht sich während eines einmonatigen Selbstversuchs in der veganen Lebensweise. Über die anfänglichen Stolpersteine der veganen Ernährung macht sie die Reise vom kulinarischen Verzicht zur tatsächlichen Bereicherung. Zudem recherchiert sie die Fakten der sogenannten Nutztierhaltung. Schill kommt in der Probezeit immer wieder in den Konflikt mit Mitmenschen – und auch mit sich selbst. Im Laufe des Selbstversuchs begegnen ihr weitere wichtige Themen wie Food Waste, Plastikmüll, Massenkonsum und Wegwerfgesellschaft. Hilfreich sind Zitate von FilmemacherInnen, BuchautorInnen und GesprächspartnerInnen zu allen behandelten Themen. Diese bilden zusammen mit den Quellen im Anhang einen Wegweiser zu Sachbüchern, Dokumentationen und Projekten.
Die ehrlich erzählte Geschichte berichtet neben recherchierten Fakten auch von Widersprüchen und Kompromissen. So schreibt sie zum einen: „Wenn wir nicht selbst anfangen, das uns zur Verfügung stehende Wissen auch anzuwenden, hilft wohl alles nichts.“ Zum anderen aber: „So richtig verstehe ich nicht, weshalb ich die Entscheidung [zur veganen Lebensweise] nicht einfach und für alle Zeiten treffen kann.“ Das zeigt sich auch beim Besuch einer Schlachterei, in welcher Tiere nicht am Fliessband, sondern „behutsam geschlachtet“ werden. Einzig der Angstschrei eines Schlachtschweines fährt ihr durch Mark und Bein. Alle anderen Schweine starben ohne Quieken und Davonlaufen. In den Augen der Autorin ist das „nettes Töten“; da kommt ihr sogar im Anschluss der Appetit auf ein Stück Schinken.
Die Autorin spricht sich schlussendlich gegen den „Dogmatismus einer Entweder-oder-Entscheidung“ aus und bleibt vorerst „98% Veganerin“.
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