Was für eine Stimmung!
Trotz Badewetter: 400 Leute haben in Bern für die Abschaffung der Nutztierhaltung und das Klima protestiert. Organisatorin der Demo war die Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF).
Archiv
Dies ist ein Beitrag von unserer alten Website. Es ist möglich, dass Bilder und Texte nicht korrekt angezeigt werden.
Fotos Headerslider © Aisha Bühlmann
Wer schon mal an einer Demo war, kennt das: Demos haben eine Stimmung, ein kollektiver Gefühlszustand aller Anwesenden. Das macht jede Demo einzigartig: Auch wenn sie am selben Ort stattfindet, ja selbst wenn sie durch dieselben Gassen führt, die Stimmung ist immer eine andere.
Und eben diese Stimmung war jüngst so besonders. Befeuert von der hochsommerlichen Hitze, getrieben vom Elan für Tierrechte protestierten am 29. Juni 2019 rund 400 Aktivist*innen für die Abschaffung der Nutztierhaltung – kraftvoll, bestimmt und friedlich.
Erstmals mit Tierrechtsmarkt
Dabei begann alles ganz still. Erstmals gab es heuer vor der Demo einen Tierrechtsmarkt. Die Stände von PEA – Pour l’égalité animale, Sentience Politics, Zürich Animal Save, Das Tier und Wir, Falafel Fun, Grüner Gaumen, Animal Rights March sowie TIF boten kritische Infos zur Schweizer Nutztierhaltung, Merchandise zur Finanzierung ihrer Kampagnen oder veganen Food und Drinks an.
Um 13:00 Uhr füllte sich langsam der Waisenhausplatz, die Demo begann. Der Umzug führte quer durch die Altstadt bis zum Rathausplatz und wieder zurück. Auf dem Rückweg passierten wir Kramgasse und Kornhausplatz, wo wir besonders viele Passant*innen erreichten. Nach einmal mehr zähen Verhandlungen mit der Polizei, bekamen wir dieses Mal die wohl beste Route überhaupt.
Seit dem letzten Wintergrillfest arbeitet bei den grösseren TIF-Events zudem ein sogenanntes Awareness-Team (engl. awareness = Aufmerksamkeit, Gewahrsein) mit. Es begleitet den Event still und schreitet ein bei Diskriminierung. Das Ziel ist ein gutes Erlebnis für alle – für alle Menschen und auch Tiere. Idealerweise muss das Awareness-Team nicht einschreiten. So auch an der diesjährigen Demo nicht.
Für das Klima
Dieses Jahr protestierten wir neben der Abschaffung der Nutztierhaltung auch für das Klima. Denn mit der Nutztierhaltung bleibt nach wie vor eine der wichtigsten Ursachen für den Klimawandel ausgeklammert.
Dabei plädieren unterdessen auch eine Studie von Agroscope und eine Empfehlung des Bundesamt für Umwelt im Rahmen der Totalrevision des CO2-Gesetzes für die Reduktion der landwirtschaftlichen Tierhaltung, um den Treibhausgasausstoss zu senken. Wie gross der Handlungsbedarf ist, zeigt ein Bericht des Bundesrates zum Postulat Bertschy (GLP): Kein einziges Umweltziel der Landwirtschaft wurde erreicht.
Wie politisch ist die vegane Bewegung?
Mit 400 Teilnehmenden konnten wir nur knapp an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen. Es bleibt eine Herausforderung, die Schweizer Tierrechtsbewegung zu mobilisieren. Trotz der boomenden veganen Bewegung wachsen die schweizweiten Demos bisher nur in der Zahl, nicht jedoch in der Grösse.
Die Gründe dafür sind vielfältig: manchen sind die Demos zu «radikal», anderen zu laut oder wiederum anderen zu wenig effektiv. Dies obwohl der Strassenprotest zu den wichtigsten Methoden jeder sozialen Bewegung gehört.
Fotos © Klaus Petrus
Im Anschluss: Party!
Restlos ausverkauft war indes die Afterparty nach der Demo. Im sympathischen Warmbächli frönten wir zuerst dem herzhaften Dessert-Buffet der VeganRebellin. Später sprach Tobias Sennhauser (TIF) zur Bedeutung der parlamentarischen Politik für die Tiere und ihre Rechte. Er war für die kurzfristig verhinderte Bäuerin Sarah Heiligtag eingesprungen.
Zum Schluss führte der bekannte Schweizer Tierethiker Markus Wild in seinem ernsthaften, und doch auch humorvollen Referat einen neuen Begriff ein: Animal Mainstreaming. Er bezweckt, dass die Bedürfnisse von Tieren in allen Belangen des öffentlichen Lebens und der politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.
Bis Tierrechte Mainstream werden, dauert es noch. Also kämpfen wir weiter für Tiere und ihre Rechte. Auf der Strasse, zu Hause oder auf Social Media. Bis der letzte Käfig leer ist.
45 Aktivist*innen im Einsatz
Nach monatelangen Vorbereitungen standen schliesslich 45 TIF-Aktive vor Ort im Einsatz. Sie verkauften Merch, bauten die Demo-Infrastruktur auf oder unterstützten die Demo beim Flyern. Sie alle gemeinsam haben die Demo möglich gemacht. Dafür bedanken wir uns von Herzen!
Möchtest auch du aktiv werden bei TIF? => www.tier-im-fokus.ch/aktiv
Noch keine Kommentare