Minotaurus ist nicht mehr
Minotaurus, «Mino» der sanftmütige, war stets der ruhende Pol der Patentier-Herde. Mit seinen fast 22 Jahren waren seine Zähne gänzlich abgenutzt und das Gehen wurde zum Kraftakt. Am Montag, 8. Januar 2018 ist Minotaurus von uns gegangen.
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Auf seinem Grabstein müsste stehen: Hier ruht ein wirklich Grosser, in Körper und Wesensart. Der Gedanke, dass er nicht mehr ist, treibt mir Tränen in die Augen und meine Hände erinnern sich an sein weiches Gesicht, seine sanfte Nase, seine rauhe Zunge; mein Herz an seinen grenzenlos ruhigen und grossmütigen Blick.
Minotaurus ist am Montag, 8. Januar 2018 von uns gegangen. Mit seinen fast 22 Jahren waren seine Zähne gänzlich abgenutzt, er konnte kein Heu mehr zerkauen. Das Gehen wurde zum Kraftakt, ein übermütiges Schubsen von Tamay führte zu Stürzen, wieder aufstehen konnte er nur noch mit grosser Mühe. Manfred, der Minotaurus, Tamay und Rosa in den letzten Jahren Tag für Tag betreut hat, sagte: «Jetzt tut er mir leid.» Und so haben wir uns in Rücksprache mit dem Veterinär entschlossen, Mino gehen zu lassen, bevor es noch schlimmer wird.
Minotaurus ist im Sommer 1996 im Wallis zur Welt gekommen und wurde seiner Mutter, wie bei sogenanntem Milchvieh üblich, sogleich weggenommen. Dank einigen AktivistInnen von Tier im Fokus TIF (damals Verein für Tierrechte Schweiz) kommt er aber nicht nach kurzer Mast auf die Schlachtbank, sondern mit seinem langjährigen Weggefährten Odysseus auf eine Weide mit anderen Rindern. Ein paar Mal muss er umziehen: Sei es wegen der immer stattlicheren Hörner, die einfach nicht in die Enge konventioneller Freilaufställe passen wollen, oder weil die relative Freiheit einer zwar grossen, aber eher kargen Ganzjahresweide wegen Minos zunehmendem Alter ihren Zoll an Körpergewicht fordert. So kommt er 2010 – damals noch gemeinsam mit Odysseus, Baybora, Tisane und Tamay – auf den Hof in Hasle bei Burgdorf. Während der Wintermonate bietet ein grosszügiger Freilaufstall Schutz vor Kälte, reichlich Heu und ein tief eingestreutes Strohbett, während der wärmeren Monate lebt die kleine Herde auf verschiedenen saftigen Weiden, rund um die Uhr.
In den letzten zwei, drei Jahren bemerkten wir, dass Minotaurus aufgrund seiner abgenutzten Zähne nach und nach an Gewicht und Robustheit verlor. Er konnte jedoch die verlorene Körpermasse in den letzten beiden Wintern jeweils wieder wettmachen. Diesen Winter wurde nun aber klar: jetzt geht es dem Ende zu. Minotaurus wirkte sehr müde. Seine Kräfte schwanden.
Wir von TIF möchten allen von Herzen danken, die Minotaurus und seine Weggefährten über die Jahre unterstützt haben. Wir möchten auch Manfred, der sich seit 2010 mit grosser Ruhe und Fürsorglichkeit um unsere Patentiere in Hasle kümmert, herzlich danken. Ohne euch hätte Minotaurus niemals 22 Jahre alt werden können.
Minotaurus: in unseren Herzen und Erinnerungen lebst du weiter. Wir sind unendlich dankbar, dich gekannt haben zu dürfen.
In Memoriam Minotaurus (1996-2018)
Fotos © tier-im-fokus.ch und Klaus Petrus
Wir danken allen, die uns finanziell unterstützt haben und Minotaurus damit ein so langes und selbstbestimmtes Leben ermöglicht haben!
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