14Aug 15
Buchnotiz
„Wildfremd, hautnah“ (Rea Brändle)
Rea Brändle: "Wildfremd, hautnah" Rotpunktverlag 2013 200 Seiten, ca. CHF 40.--
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Rea Brändle, Wildfremd, hautnah, Rotpunktverlag 2013, gebunden, 200 Seiten, ca. CHF 40.–
Die kommerzielle Zurschaustellung sogenannt exotischer Menschen vergnügte bis weit ins 20. Jahrhundert die Massen. Die Zürcher Autorin Rea Brändle dokumentiert in ihrem historischen Werk Wildfremd, hautnah erschreckende Schicksale und eine Gesellschaft, die bloss neugierig gafft.
Die mit zahlreichen historischen Fotos ausgestattete Lektüre illustriert die egoistische Lust am Spektakel und an der Exotik. Publikum, Wissenschaft und Veranstalter stützen die Zurschaustellung fremder Kulturen und verkennen ihr rassistisches Verhalten. Tatkrätige Unterstützung kam von den renommierten Redaktion des Tages-Anzeigers sowie der Neuen Zürcher Zeitung. Nahtlos an die Menschenzoos reiten sich im Programm tierliche Exoten ein. Die Werbetexte lockten mit „vom Aussterben bedrohte Tiere und Menschen“.
In der vorliegenden Ausgabe finden sich auch erstmals die Hintergründe der Völkerschauen im Seitenzelt des Zirkus Knie. Zum letzten Mal entblösste der selbsternannte Nationalzirkus im Jahr 1964 zwölf marokkanische Handwerker auf dem Zürcher Sechseläutenplatz. Als Legitimation diente Neugierde und der Vorwand einer interkulturellen Begegnung. Hier widerspricht Brändle, weil „von einem gleichberechtigten Austausch nicht gesprochen werden kann, wenn eine Seite dafür bezahlt, die andere begaffen zu können.“
Bloss ein halbes Jahrhundert ist es her als Völkerschauen in der Schweiz eine beliebte Attraktion darstellten. Noch ereilt viele sogenannt exotische Tiere das gleiche Schicksal. Doch das kann sich offenbar rasch ändern.
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