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Tierpolitik im Bundeshaus

Rückblick auf die Herbstsession 2025

Nach jeder Session werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Geschäfte im National- und Ständerat – für Tiere und Natur. In der vergangenen Herbstsession ging es um Pelze, Wölfe und Fische.

Text: Tobias Sennhauser

Pelz-Initiative und Gegenvorschlag

Die Volksinitiative «Ja zum Importverbot für tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte» fordert ein generelles Einfuhrverbot für Pelze und Pelzprodukte, die unter Bedingungen hergestellt wurden, die nach Schweizer Recht als Tierquälerei gelten. Damit soll verhindert werden, dass Produkte in die Schweiz gelangen, deren Herstellung mit unseren Tierschutzstandards unvereinbar ist.

Der Bundesrat empfiehlt die Initiative zur Ablehnung und legt einen indirekten Gegenvorschlag vor. Dieser verfolgt dasselbe Ziel, ist aber im Tierschutzgesetz (nicht in der Bundesverfassung) verankert und bezieht sich bei der Definition von «tierquälerisch» auf die Leitprinzipien der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH). Damit will der Bundesrat sicherstellen, dass das Verbot mit internationalen Handelsverpflichtungen vereinbar bleibt. Der Gegenvorschlag verbietet zudem nicht nur die Einfuhr, sondern auch die Durchfuhr und den Handel mit tierquälerisch hergestellten Pelzen und überträgt die Kontrolle dem Bund (BLV und Zollverwaltung).

Im Nationalrat setzten sich verschiedene Minderheiten für strengere Regeln ein. Kilian Baumann (Grüne/BE) plädierte dafür, dass nur ein Bundes-Zertifizierungsprogramm echte Transparenz gewährleisten kann. Anna Rosenwasser (SP/ZH) wollte zusätzliche Haltungs- und Jagdmethoden im Gesetz festschreiben, zog ihren Antrag aber zurück. Der Nationalrat stimmte schliesslich dem Gegenvorschlag zu und verlängerte die Behandlungsfrist für die Initiative bis 2027.

Nun befasst sich der Ständerat mit der Vorlage. Wird der Gegenvorschlag auch dort angenommen, kann das Initiativkomitee entscheiden, ob es die Volksinitiative bedingt zurückzieht – also nur dann, wenn der Gegenvorschlag tatsächlich in Kraft tritt. Der Gegenvorschlag selbst untersteht dem fakultativen Referendum: Nur wenn 50’000 Unterschriften gesammelt werden, kommt er vors Volk; sonst tritt er direkt in Kraft.

Position TIF: Wir unterstützen sowohl die Initiative als auch den Gegenvorschlag und folgen der Entscheidung des Initiativkomitees. Für uns ist klar, dass die Pelzproduktion immer mit Tierleid verbunden ist.

Wolf: Mehr Abschüsse gefordert

Gleich mehrere Vorstösse beschäftigen sich mit dem Wolf. Esther Friedli (SVP/SG) will Abschüsse auch in Jagdbanngebieten ermöglichen. Pascal Broulis (FDP/VD) fordert, dass sogenannte «Problemwölfe» auch dann geschossen werden dürfen, wenn sie Teil eines Rudels sind. Beide Vorstösse fanden im Ständerat eine Mehrheit.

Position TIF: Wir lehnen diese Angriffe auf den Wolfsschutz ab. Die Schweiz hat sich international verpflichtet, den Wolf zu schützen. Anstatt auf Abschüsse zu setzen, braucht es Investitionen in Herdenschutz und Koexistenzmodelle.

Motion Vara will Fische schützen

Céline Vara (Grüne/NE) will einen Aktionsplan «Fische» einführen – ähnlich dem bestehenden «Aktionsplan Flusskrebse». Angesichts des massiven Rückgangs der Fischbestände sollen Massnahmen für lebendige Flüsse, Seen und Teiche ergriffen werden. Der Bundesrat unterstützt die Motion, beide Räte haben sie bereits angenommen (mit einer Ergänzung zugunsten der Berufsfischerei).

Position TIF: Wir begrüssen diesen Schritt. Gesunde Ökosysteme nützen nicht nur den Fischen, sondern allen Lebewesen. Wichtig ist, dass dabei die Interessen der Tiere im Vordergrund stehen, nicht die Nutzung durch Menschen.

Mercosur: Neues Freihandelsabkommen

Am 16. September 2025 haben die Staaten der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) – zu der auch die Schweiz gehört – und die Mercosur-Staaten ein Freihandelsabkommen unterzeichnet. Zum Mercosur gehören Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Bevor das Abkommen in Kraft treten kann, muss jedoch jedes EFTA-Land es einzeln ratifizieren. Der Bundesrat wird dem Parlament voraussichtlich 2026 einen entsprechenden Entwurf vorlegen – es ist noch offen, ob das Freihandelsabkommen schliesslich vors Volk kommt.

Während die Wirtschaftslobby das Abkommen als wichtigen Schritt feiert, warnen Umwelt- und Tierschutzorganisationen: Es öffnet die Tür für mehr Billigfleisch aus Südamerika – aus Regionen, in denen industrielle Tierhaltung und Abholzung von Regenwald Hand in Hand gehen. Greenpeace fordert gar einen Importstopp von Hühnerfleisch aus Brasilien.

Position TIF: Wir lehnen das Abkommen ab. Mercosur steht für Tierleid, Umweltzerstörung und Ausbeutung. Stattdessen braucht es faire und nachhaltige Handelsbeziehungen, die Tiere nicht zum reinen Rohstoff degradieren. Lies dazu unsere umfangreiche Broschüre.

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