Sie kauend am Leben erhalten
Werden Tiere "artgerecht" gehalten und schmerzfrei getötet, sei es okay, sie aufzuessen. Denn würde man sie nicht verspeisen, würde man ihnen sogar das vorenthalten: ein gutes Leben. Logisch, oder? Gedanken von Klaus Petrus (tif).
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Massentierhaltungen sind grausam, eine Schande für die Menschheit, man müsse endlich damit aufhören. Schliesslich seien Tiere keine Sachen.
Der junge Mann, der das sagt, konsumiert nur Fleisch aus „artgerechter Haltung“, wie er beteuert. Und das aus Überzeugung. Haben Tiere ein gutes Leben und werden sie schmerzfrei getötet, sehe er nichts Verwerfliches darin, wenn wir sie aufessen.
Im Gegenteil: Würden wir es nicht tun, würden diese Tiere ja gar nicht erst gezüchtet, sie würden gar nicht existieren. Und also würden wir ihnen vorenthalten, worauf sie durchaus ein Recht haben, nämlich: ein gutes Leben, oder?
Besser leben ohne zu leben?
Ein seltsames Argument, denke ich bei mir. Ist es für ein Schwein tatsächlich besser, ein gutes Leben zu haben als überhaupt keines? Und was könnte das heissen? Wenn dem so wäre, müsste es für dieses Schwein ja schlechter sein, wenn es nicht existieren würde, also: gar nicht erst geboren wäre.
Doch wie kann es für ein Schwein, das gar nicht erst geboren wird, schlechter sein, nicht zu existieren? Das geht doch nicht, oder?
Vielleicht hatte dieser Mann mit seinem Argument für einen „bewussten Fleischkonsum“ aber etwas ganz anderes im Sinn. „Nutztiere“, so mag er sich denken, haben doch ein Interesse am Leben, sie haben ein Interesse daran, zu existieren. Aber sie existieren nur, wenn wir sie auch aufessen. Also: Würden wir damit aufhören, würden wir ihr Interesse am Leben missachten.
Aber auch das ergibt keinen Sinn. Was immer Interessen sein mögen: Es sind keine abstrakten Gebilde in einem luftleeren Raum, sondern Eigenschaften von Lebewesen – und damit von Wesen, die nicht erst ins Leben geholt werden, sondern schon am Leben sind. Ein Interesse, das (noch) niemandes Interesse ist, kann schwerlich missachtet werden, oder?
Hingegen kann ein Interesse, das (bereits) jemandes Interesse ist, sehr wohl missachtet werden. So auch das Interesse eines Schweins. Und wenn nun dieses Interesse tatsächlich sein Interesse am Leben ist – wird es nicht gerade dann missachtet, wenn wir ihm sein Leben nehmen? Um es beispielsweise zu verspeisen?
Und welche Rolle spielt dann der Umstand, dass es scheinbar „artgerecht“ gehalten und „human“ getötet wurde?
Im Übrigen, fügte der Mann hinzu, schmecke ihm Bio-Fleisch einfach besser.
3 Kommentare
Ich bin eine 48 jahre alte Mutter zweier mittlerweile 19 und 15 Jahre alter Kinder, -dachte ich zumindest bis gerade. Jetzt ist mir klar: Ich bin die Mörderin ungezählter Eizellen, denen ich grausam und gedankenlos das Leben verweigert habe. Dazu bin ich auch noch Veganerin und setze mich für das Nichtgeborenwerden von Tierkindern ein, deren Leben ohnehin nur aus Qual und Mord bestehen würde. Ich fürchte, ich bin eine ganz üble Zeitgenossin! Eigentlich gehöre ich eingesperrt oder Schlimmeres, aber zum Glück sind ja die Hexenverbrennungen Geschichte!
Das Argument, das der junge Mann bringt, würde ja heissen, wenn man es konsequent weiterdenkt:
ich hätte also in meinem Leben pausenlos Kinder zeugen müssen und müsste es auch heute mit meinen bald 61 Jahren, immer noch tun. Ansonsten
hindere ich ja all die potenziellen Kinder garan, zu leben. Und weil ich sie ja gezeugt habe, dürfte ich sie ja – weil sie ja sonst gar nicht leben würden – umbringen; denn sie hätten ja sonst sowieso nicht gelebt. Logisch oder?
Ja, es ist schon eine tolle Logik, die sich da auftut! Wenn ein Schwein etc. wüßte, was ihm bevorsteht, dann würde es mit Sicherheit nicht geboren werden wollen!!!! Egal, ob Massentierhaltung oder Bio!!!
Man kann keinen Menschen vom Fleischkonsum abhalten, schon gar nicht, wenn dieser militärisch oder aggressiv gefordert wird! Das sollten die Befürworter (Vegetarier, Veganer usw.) mal in Ruhe überdenken. Gute Argumente und Erklärungen = echte Überzeugungsarbeit bewirken viel mehr! Eine Änderung findet immer erst im Kopf statt und wenn man da nichts erreicht, dann wird sich nichts ändern.