8Dez 14
Reflexion
Keine Skandalisierung des Normalen
Der Fleischskandal mit Carna Grischa in der Hauptrolle prägte tagelang die mediale Agenda in der ganzen Schweiz. Beim Schweine-Report war das anders. Wieso? Ein Kommentar von Tobias Sennhauser (TIF).
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„Der grosse Fleisch-Betrug!“ titelte der SonntagsBlick jüngst. Der Vorwurf richtete sich an Carna Grischa. Der Bündner Fleischverarbeiter habe über Jahre hinweg Verfallsdaten gefälscht, die Herkunft vertuscht sowie Pferde- als Rindfleisch verkauft. Carna Grischa gehört mit 30 Millionen Umsatz zu den fünf grössten Schweizer Fleischhändlern.
Die Blick-Titelstory prägte dauraufhin die mediale Agenda der Schweiz. Die News-Gefässe zerkauten den aktuellen Fleischskandal landauf landab. Täglich kamen neue Details ans Licht und führende VertreterInnen der Fleischindustrie mussten Stellung nehmen. Zwei Wochen später knickt Carna Grischa ein: die Skandal-Firma soll verkauft werden.
Der Schweine-Report
Szenenwechsel. Am 21. August 2014 lautete die Blick-Titelstory: „Schockbilder aus Schweizer Mastbetrieben„. Aktuelle Aufnahmen von 10 Betrieben in vier Kantonen, darunter auch Label-Betriebe wie IP-SUISSE oder Naturafarm, erschütterten die Nation. Die Bilder kriegte der Blick von der Tierrechtsorganisation tier-im-fokus.ch (TIF). Mit einer Medienkonferenz lancierte TIF tags darauf die Aufklärungskampagne Schweine-Report. Dort wurden exklusive Videoaufnahmen gezeigt. Das Medienecho war gross. Online und Print, Radio und Fernsehen, lokal und national – dutzende Medienhäuser berichteten über den Schweine-Report, darunter mediale Schwergewichte wie NZZ, Le Matin und der Schweizer Bauer. Und trotzdem: die mediale Empörung legte sich rasch wieder. Der Schweine-Report dokumentierte zwar flächendeckende Missstände. Doch die werden mehrheitlich vom Gesetzgeber geduldet. Kein Sündenbock zum Ausschlachten also, sondern bloss ein System, das Tiere zur Ware degradiert.Das Normale ist das Schlimme
Anders beim neuerlichen Fleischskandal. Carna Grischa personifizierte die für die mediale Skandalisierung nötige Täterrolle. Der Fleischverarbeiter war für die Medien ein gefundenes Fressen. Die alltägliche Instrumentalisierung sogenannter Nutztiere wirft hingegen moralische Fragen auf, die einer Grundsatzdebatte bedürfen. Wir kontrollieren mit Nahrungs-, Bewegungs-, Sexual- oder Sozialverhalten sämtliche Aspekte des tierlichen Daseins. Ist dieses menschliche Herrschaftsverhältnis angesichts der verfügbaren veganen Alternativen noch legitim? Die systematische Gewaltkultur in der Tierindustrie sprengt den News-Journalismus. Entsprechend unentbehrlich bleiben AktivistInnen der Tierrechtsbewegung, die täglich kritische und kreative Aufklärungsarbeit, politische Reformen sowie vegan outreach betreiben. Denn sie ebnen den Weg für eine Grundsatzdiskussion in den Massenmedien.Unterstütze die unabhängige, kritische Aufklärungsarbeit von TIF! Verbreite den Schweine-Report oder werde selbst aktiv. Und unterstütze unsere Tierrechtsarbeit mit einer Spende oder Mitgliedschaft.
1 Kommentar
ich habe noch über 2000 Ex. des Tatort-Flyers, welcher auf den Schweinreport hinweist, bei mir zuhause. Auch Roger hat noch viele davon.Diese sollten in Umlauf kommen, weitergegeben werden, Freunden weitergegeben werden. Du kannst bei mir beziehen, so viele du willst, ich bringe sie dir oder sende sie.