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Recherche

Aufgedeckt: IP-Suisse beutet Tiere aus

Der Etikettenschwindel ist perfekt: IP-Suisse bezeichnet ihre Ställe «besonders tierfreundlich». Doch weil die Kontrollen versagen, leben viele Tiere im Elend. Das zeigen umfangreiche Recherchen der Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF) aus drei Kantonen.

Text: Tier im Fokus (TIF)

© Tier im Fokus (TIF)

«Wir IP-Suisse-Bauern lieben unsere Tiere», versichert der Bauer in der Werbung. Die Kamera schwenkt über glückliche Tiere auf saftigen Wiesen. Das bekannte Label mit dem Marienkäfer steht für Artenvielfalt und tierfreundliche Haltung.

https://www.youtube.com/watch?v=I7bDplxM8mk
Schnitt: Jessica Ladanie

Beton statt Wiese

Die Realität sieht indes anders aus: In einem modernen IP-Suisse-Stall im Kanton Waadt stehen dutzende Rinder auf verkoteten Spaltenböden oder liegen auf dünnen Matten. Das zeigen verdeckte Aufnahmen der Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF).

Von der Einstreu, die eigentlich in jedem IP-Stall vorgeschrieben ist, fehlt jede Spur. Auf Anfrage räumt IP-Suisse Fehler ein, verwarnt den Bauern und führt eine unangemeldete Kontrolle durch. Gebracht hat es wenig: Wie spätere Aufnahmen zeigen, fehlt die Einstreu nach wie vor.

© Tier im Fokus (TIF)

Der Betrieb gilt als «besonders tierfreundlicher Stall» (BTS). Der Terminus stammt vom staatlichen, sogenannten Tierwohlprogramm, worauf die Richtlinien von IP-Suisse u.a. basieren. Für BTS bezahlen wir insgesamt über CHF 82 Millionen Steuern im Jahr, wie der Agrarbericht festhält.

Der Staat unterstützt damit den Etikettenschwindel privatrechtlicher Labelprogramme. TIF kritisiert BTS seit Jahren, wie etwa in der Kampagne Der grosse Hühner-Schwindel, bei der wir mittels Petition die Streichung der BTS-Subventionen forderten. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag von TIF zeigt, dass die Bevölkerung völlig falsche Vorstellungen vom «Tierwohlprogramm» hat.

IP-Suisse musste reagieren

Erst wenn es nicht mehr anders geht, reagiert IP-Suisse. So geschehen in einem Stall im Kanton St. Gallen, wo hunderte Schweine in völlig verkoteten Buchten liegen. Noch bevor die Aufnahmen von TIF publik wurden, kündigte IP-Suisse dem Bauern.

In einer Schweinezucht im Kanton Basel-Landschaft geschah indessen jahrelang nichts, obwohl die krassen Missstände beim Verlad von Schweinen längst bekannt waren. Erst nachdem TIF die Gewalt an Schweinen an die Öffentlichkeit brachte, schloss IP-Suisse den Betrieb endlich aus.

Die Beispiele zeigen: Missstände gibt es überall. Doch die Handlungsbereitschaft der Tierindustrie bleibt klein. Zumindest solange ihre Machenschaften im Verborgenen bleiben.

TIF-Recherchen bringen IP-Suisse in Verruf

Die Missstände auf verschiedenen IP-Suisse-Betrieben hat Blick publik gemacht. Die Zeitung widmete dem Label eine knappe Seite. Alle Aufnahmen stammen von TIF.

Weitere Enthüllungen von TIF

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