Fort mit Kohorten und Kadaver
Immer mehr, immer schneller, immer billiger: Prekär sind unsere Essgewohnheiten schon lange. Üblicherweise sehen wir darüber hinweg, schliesslich muss jeder selbst wissen, was er isst und wieviel. Ausser es ist, wie in diesen Tagen, von Dioxin die Rede. Dann hört der private Spass am Genuss auf. Von Klaus Petrus (tif).
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Wie dieses Dioxin verseuchte Futtermittel bloss in den Handel kommen konnte, werden sich in diesen Tagen viele fragen. Und suchen, als Angeschwärzte, wie üblich nach Schuldigen, leisten sich teure Anwälte, fordern Schadenersatz, rufen nach Überwachung von allem & jedem.
Um das Debakel einzudämmen, wird die lebendige Ware Tier vorsorglich konfisziert oder kurzerhand entsorgt. Von „Kohorten“ von Hühnern, die unter strenger Kontrolle vernichtet werden sollen, ist die Rede, mitsamt Kadavern. Betroffen sind Masttiere in Massenfabriken, nebst Hühnern im Speziellen: abertausende Schweine, abertausende Puten.
Die KonsumentInnen werden indes beruhigt, man misst den Stoff in Piktogramm, versieht die Produkte mit Seuchen-Codes und rechnet aus: Ganze 80 Eier in 7 Tagen müsste ich in mich stopfen, dann würde es, wenn überhaupt, prekär.
Prekär sind unsere Essgewohnheiten – immer mehr, immer schneller, immer billiger – freilich schon lange. Üblicherweise sehen wir grosszügig darüber hinweg, schliesslich muss jeder selbst wissen, was er isst und wieviel.
Spätestens bei BSE, Schweinegrippe oder Mischfettsäuren aus der Dieselherstellung im Frass unserer Nahrungsmittel hört der Spass am Genuss aber auf. Dann wird die Privatsache schnurstracks zur Affäre, zum öffentlichen Skandal.
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