500 protestieren für die Abschaffung der Nutztierhaltung
Erstmals wurde in der Schweiz für die Abschaffung der Nutztierhaltung protestiert. Aufgerufen hatte die Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF).
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Bern, 28. Juli 2018 — Um 13:00 Uhr trafen sich die Demonstrierenden auf dem Berner Waisenhausplatz. Nach einer Rede zogen sie laut und bunt via Zeughausgasse auf den Kornhausplatz und wieder zurück. Die 500 Anwesenden, die aus der ganzen Schweiz angereist waren, skandierten Parolen wie «Die Nutztierhaltung gehört – abgeschafft» oder «Schluss mit dem Profit auf Kosten der Tiere!». Aufgerufen zur Demo hatte die Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF).
Zurück auf dem Waisenhausplatz fand eine Strassenaktionen statt, die etwas für das Auge bot: Die Aktivist*innen standen in Reih und Glied, trugen einen weissen Anzug sowie ein schwarzes TIF-Shirt und hielten ein Schild mit einem abgebildeten Tier in die Höhe. Dazu hielt eine Welschschweizer Aktivistin eine flammende Rede.
Einen Paradigmenwechsel
Es war das erste Mal, dass in der Schweiz für die Abschaffung der Nutztierhaltung protestiert wurde. Die rege Teilnahme führt man bei TIF auf einen gesellschaftlichen Wandel zurück. «Immer mehr Leute leben vegan», so TIF-Präsident Tobias Sennhauser, «nun erwachsen daraus agrarpolitische Forderungen.» Man wolle nicht nur anders konsumieren, sondern auch anders produzieren.
Das Tier soll in der Gesellschaft neue Berücksichtigung finden. «Wir fordern eine Agrarwende, die den Warenstatus der Tiere eliminiert», so Sennhauser. Dazu brauche es eine Umverteilung der Subventionen. Heute fliesst ein Grossteil der Direktzahlungen in die Tierindustrie. Der Pflanzenbau sowie die nachgelagerte Industrie kommen schlecht weg. «Wieso wird die Tofuproduktion nicht subventioniert?», fragt Sennhauser.
Heute sind Tiere Waren. Sie werden nach ökonomischen Prinzipien möglichst effizient zu Fleisch, Milch oder Eier verwertet. Im Einsatz stehen krankheitsanfällige Hochleistungsrassen mit hohem Energieverschleiss. Egal ob bei Rindern, Schweinen oder Hühnern, die Betriebe werden immer grösser. Bio macht da keinen Unterschied. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft, die sich viele wünschen, gibt es nur noch in der Werbung.
Nach der Demo ist vor der Party
Nach der Demo gehen die Aktivist*innen noch lange nicht nach Hause. Gleich im Anschluss steigt im 5ème im Berner Mattequartier die Demo-After-Party. Zuerst futtern die Anwesenden ein veganes Dürüm, dessen Seitan TIF-Aktivist*innen im Vorfeld selbst fabriziert haben. Dann hält Bäuerin und Philosophin Sarah Heiligtag einen Vortrag zum Thema «Landwirtschaft ohne Tierausbeutung».
Und es wurde laut. Der musikalische Teil wurde lanciert vom Rapper und Koch im legendären Vegan-Restaurant «Elle n‘ Belle» Mytreya – Zoo Zen. Im Anschluss bringt Slam-Poetin Elena Gerig die Leute zum Nachdenken. Schlussendlich lassen die Lokalmatadoren von Churchhill sowie DJ Étienne die Tanzbeine zucken.
Über Tier im Fokus
Tier im Fokus (TIF) ist eine Schweizer Tierrechtsorganisation. Sie setzt sich für die Abschaffung der Nutztierhaltung, die Überwindung des Speziesismus sowie die Förderung des Veganismus ein.
Kontakt
Tobias Sennhauser, Präsident Tier im Fokus
077 410 35 42 | tobias.sennhauser[at]tier-im-fokus.ch