Flächendeckende Missstände in Schweizer Schweineindustrie
Kranke, verletzte und tote Schweine – umfangreiche verdeckte Aufnahmen aus sechs Kantonen enthüllen schockierende Zustände in Schweizer Ställen. Dies obwohl zur Zeit der Filmaufnahmen verschärfte Kontrollen in der Schweinehaltung angekündigt waren. Die Folge: Neun Anzeigen wegen mehrfacher Tierquälerei.
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In einer Schweinemast schläft ein Schwein auf nacktem Beton, immer wieder wird es von einem heftigen Keuchhusten geschüttelt. Anderswo türmen sich tote Ferkel in einem Abfallkübel. In einem dritten Betrieb kauen verhaltensgestörte Schweine den Ringelschwanz eines Artgenossen blutig. In vielen weiteren Ställen leben die Schweine inmitten ihrer Exkremente.
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«In der Massentierhaltung führen die Schweine ein jämmerliches Leben», sagt Tobias Sennhauser, Präsident Tier im Fokus (TIF). Selbst grundlegende Bedürfnisse würden in der Schweiz systematisch missachtet. Schweine dürfen immer noch auf dem nackten Beton oder in Kastenständen gehalten werden und kaum eines hat Zugang zur Weide. «Wir sollten uns von der Vorstellung verabschieden, dass Schweizer Schweine glücklich sind», so Sennhauser.
Die Aufnahmen entstanden zwischen April und Dezember 2019 und wurden anonym der Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF) zur Verfügung gestellt. Sie stammen aus insgesamt 13 Betrieben in den Kantonen St. Gallen, Solothurn, Bern, Luzern, Zürich und Aargau.
9 Anzeigen wegen mehrfacher Tierquälerei
Die Stiftung für das Tier im Recht sichtete das Material von TIF – und reagierte prompt: Gegen neun Tierhalter reichte sie Anzeige wegen Verstoss gegen das Tierschutzgesetz ein. Der Vorwurf: mehrfache Tierquälerei sowie mehrfache Missachtung der Vorschriften über die Tierhaltung.
Kranke und verletzte Tiere müssen gemäss Tierschutzgesetz von der Herde isoliert und behandelt werden. Manche Bauern überlassen diese Tiere jedoch ihrem Schicksal. «Ein Schwein mit abgebissenem Schwanz, das von seinen Artgenossen weiter malträtiert wird, erfährt offensichtlich nicht die nötige Pflege», sagt Vanessa Gerritsen, stv. Geschäftsleiterin von Tier im Recht.
Das Tierschutzgesetz schreibt vor, dass sich Schweine permanent mit Stroh oder Raufutter beschäftigen können. Trotzdem ignorieren viele Bauern diese Vorschrift und gefährden so das Wohl der Tiere. «In mehreren Betrieben zeigen die Schweine deutliche Verhaltensstörungen in Form von Stangenkauen, was ein klares Indiz für Langeweile und Stress darstellt», so Gerritsen.
Die Bauern waren gewarnt
Just in dem Zeitraum, in dem die Aufnahmen entstanden, lief ein Schwerpunktprogramm zu Tierschutzkontrollen in der Schweinehaltung im Auftrag des Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Bei vertieften, unangemeldeten Kontrollen wurden etwa das vorgeschriebene Beschäftigungsmaterial sowie die Betreuung von kranken oder verletzten Tieren geprüft. Das BLV kündigte das Schwerpunktprogramm frühzeitig an, wovon man sich eine «präventive Wirkung» erhoffte.
Die TIF-Recherche zeigt, dass die Warnung des BLV wirkungslos verpuffte. «Viele Landwirte missachten systematisch die Regeln, selbst wenn Kontrollen angekündigt wurden», so Sennhauser. In der Fleischindustrie könne das Wohl der Schweine nicht garantiert werden. TIF plädiert deshalb für einen Paradigmenwechsel: Grundrechte für Schweine.
Keine Verbesserungen seit 2014
2014 sorgte TIF mit dem Schweine-Report für nationales Aufsehen. Die Kampagne zeigte verstörende Aufnahmen aus 10 Schweizer Zucht- und Mastbetrieben. Wie die aktuellen Bilder zeigen, hat sich die Situation für die Schweine seither nicht verbessert.
Über Tier im Fokus
Tier im Fokus (TIF) ist eine Tierrechtsorganisation. Sie setzt sich für die Abschaffung der Nutztierhaltung, die Überwindung des Speziesismus sowie die Förderung des Veganismus ein.
Die Stiftung für das Tier im Recht ist eine auf juristische Aspekte fokussierte Tierschutzorganisation und ein Kompetenzzentrum für das Tier in Recht, Ethik und Gesellschaft.
Am 24. November 2024 kandidiert Tier im Fokus (TIF) mit der Liste 28 für den Berner Stadtrat und präsentiert eine visionäre Forderung: die Anerkennung der Aare als Rechtspersönlichkeit. Mit Grundrechte ausgestattet soll der Fluss als Lebensraum und wertvolles Ökosystem nachhaltig geschützt werden.
Am 24. November 2024 kandidiert Tier im Fokus (Liste 28) für den Berner Stadtrat. Gefordert werden mehr Rechte für Haustiere: Förderung von Adoptionen, Katzentreppen, Trinkbrunnen, ein Tierfriedhof und ein Verbot von Qualzuchten, um Bern tierfreundlicher zu machen.
Am 24. November 2024 kandidiert Tier im Fokus (Liste 28) für den Berner Stadtrat, um Tiere erstmals politisch zu vertreten. Mit Forderungen wie einem Verbot von Qualzuchten, einem Tierfriedhof und einer Fachstelle für Tierrechte zeigt TIF, wie Bern tierfreundlicher werden kann.
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