9Aug 13
Buchnotiz
„Tierrechte – Modetrend oder Moralfortschritt?“ (Helmut F. Kaplan)
Helmut F. Kaplan: "Tierrechte – Modetrend oder Moralfortschritt?" Books on Demand 2012, 116 Seiten, ca. CHF 15.--
Archiv
Dies ist ein Beitrag von unserer alten Website. Es ist möglich, dass Bilder und Texte nicht korrekt angezeigt werden.
Eine Übersicht der Buchnotizen von TIF finden Sie hier.
„Würde ein Tierrechtler, der vor 20 Jahren ins Koma gefallen ist, heute erwachen – er käme aus dem Staunen nicht mehr heraus: vor Staunen über den desaströsen Zustand, in dem sich die Tierrechtsbewegung heute befindet.“
Auslöser für Helmut F. Kaplans Pessimismus ist die „Foer-Duve-Debatte“: mit der Publikation von Jonathan Safran Foers Tiere essen (2010) und Karen Duves Anständig essen (2011) seien erstmalig die Mechanismen der Tiernutzungsindustrie enthüllt worden. Zahllose Medien postulierten in der Folge: „Weniger Fleisch!“. Der österreichische Philosoph sieht darin „die vielleicht radikalste Entmoralisierung des Fleisch- bzw. Tiere-Essens“, weil die Forderung primär ökologisch motiviert sei. Er plädiert deshalb für eine unverfälschte, (tier)ethische Position.
Ganz klar wird diese indes nicht. Kaplans Tierrechtsphilosophie kommt nämlich ohne Veganismus als moralische Grundlage aus. Da die „Foer-Duve-Debatte“ neben der Fleischreduktion auch vegan beflügelte, wäre diesbezüglich eine Stellungnahme (oder gar eine Neuausrichtung!) angebracht gewesen. Fragwürdig sind auch Kaplans Versuche, die Tierrechtsbewegung zu einen. Indem er sich als „leidenschaftlicher Verfechter des Holocaust-Vergleiches“ outet und sich überdies mit der umstrittenen religiösen Vereinigung Universelles Leben solidarisiert, trägt er tatsächlich aktiv zur Spaltung bei.
Wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt mit Tierrechte eine prägnante Einführung in das Denken eines deutschsprachigen Tierrechts-Pioniers.
2 Kommentare
Kurios: Diejenigen, die (religiöse) Minderheiten diskriminieren und damit die Tierrechtsbewegung spalten, sind nach dieser Rezension die Vereiniger und Helden der Tierrechtsbewegung und diejenigen, die sich mit den Diskriminierten solidarisieren, tragen zur Spaltung der Tierechtsbewegung bei.
Dass sich Dr. Kaplan für den „Holocaust Vergleich“ ausspricht ist doch nicht „neu“?
Meines Wissens, wenn ich mich nicht irre, zielt Kaplans Tierrechtsphilosophie im Endeffekt auf den Veganismus ab.
Bei mir hat es jedefalls so „gewirkt“ 😉
In „Tierrechte – Modetrend oder Moralfortschritt?“ steht aber doch nichts zu diesem „Universellen Leben“, oder?
Mir sind sie nicht näher bekannt, allerdings verstehe ich nicht, warum jemand „aktiv zur Spaltung beiträgt“ wenn er sich für ein gemeinsam von „allen“ ausspricht?
Tun dies Dr. Martin Balluch und Dr. E. W. Henrich nicht ebenfalls?
Dass die „Safran-Foer-Debatte“ nicht unbedingt hilfreich war, zeigen viele Menschen, die inzwischen doch wieder omnivor essen 🙁
Oder der zZt in Deutschland aktuelle enorme Widerstand gegen den „Veggie-Day“ 🙁
Es zeigt, dass die Tierethik in den letzten Jahren oftmals „zu kurz“ gekommen ist, „Hauptsache Bio“.
Danke für die Buchnotiz – ich kenne ein paar Bücher von Dr. Helmut Kaplan, dieses allerdings noch nicht.
Viele Grüsse!