22Jan 14
Buchnotiz
„Tiere klagen an“ (Antoine F. Goetschel)
Antoine F. Goetschel: "Tiere klagen an" Fischer Verlag 2013 271 Seiten, ca. CHF 16.--
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Antoine F. Goetschel, Tiere klagen an, Fischer Verlag 2013, 271 Seiten, ca. CHF 16.–
Seit über 30 Jahren widmet sich Antoine F. Goetschel der juristischen Besserstellung des Tieres. Er ist Mitbegründer der „Stiftung für das Tier im Recht“ (TIR) und beteiligte sich massgeblich an der Verankerung der tierlichen Würde in der Verfassung. Drei Jahre hielt er das Amt des Tieranwaltes in Zürich inne. Dieser Erfahrungsschatz vereint Goetschel in seiner neuesten Publikation Tiere klagen an.
Es sind Fragen wie „Der grosse Unterschied: Warum landet die Katze auf dem Schoss und der Fisch in der Pfanne?“, die die Leserschaft durch die Lektüre begleiten. So will Goetschel eine Gesprächskultur aufbauen und gesellschaftlichen Konsens erarbeiten. Zwischen den Fragen, die durchaus ein wenig verunsichern oder provozieren sollen, folgt jeweils eine geballte Ladung Information. Goetschel schreibt von Kühen, die unter dem „Diktat der Billigproduktion“ leiden, vom Huhn als züchterischer „Investorentraum“ oder von der empirisch und moralisch umstrittenen Verwendung von Tieren zu therapeutischen Zwecken. Wildtiere in Zoos einzusperren, hält Goetschel für eine „schwere Verletzung ihrer Würde“ und geht auch mit der Jagd scharf ins Gericht: „dieser Sport ist Mord“. Verbesserungspotential im deutschen Recht sieht Goetschel in der Einführung des sogenannten Affektionswertes – „der emotionale Wert einer Sache“.
Etwas knapp wird die juristische Stellung des Tieres besprochen. Neben einigen Anekdoten des ehemaligen Tieranwaltes hätten zusätzliche Hintergrundinformationen die Lektüre entscheidend von anderen Publikationen abgehoben. Sehr zurückhaltend sind zudem Goetschels Appelle. Wieso sich beispielsweise bei Zirkussen nur gegen Wildtiere aussprechen?
Tiere klagen an führt ein gespaltenes Mensch-Tier-Verhältnis vor Augen. Die geschickt eingesetzten Fragen und die sachlichen Schilderungen der vielfältigen und bisweilen abstrusen Verwendungszwecke, die wir Tieren aufbürden, schaffen beste Voraussetzungen für eine kurzweilige und lernreiche Lektüre.
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