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Buchnotiz

„Straight Edge“ (Gabriel Kuhn)

Gabriel Kuhn: "Straight Edge" Unrast Verlag 2010 72 Seiten, ca. CHF 14.--

Text: Tier im Fokus (TIF)

Gabriel Kuhn, Straight Edge, Unrast Verlag 2010, Taschenbuch, 72 Seiten, ca. CHF 14.– „Don’t smoke, don’t drink, don’t fuck – At least I can fucking think“. Das brüllte Ian MacKaye, Sänger der Hardcore-Punk-Band Minor Threat, 1981 ins Mikrofon – und begründete damit eine Bewegung: Straight Edge. Der Anarchist und Publizist Gabriel Kuhn, selbst seit 20 Jahren Teil der Szene, hat sich dem Phänomen angenommen. Im ersten Teil beschreibt Kuhn die von Hardcore-Musik geprägte Geschichte der Straight-Edge-Bewegung. Die 1980er-Jahren waren von Defintionsfragen geprägt. Als gemeinsamer Nenner fungierte die Drogenabstinenz – mit positiven Auswirkungen für sich selbst, aber auch für die Gesellschaft. Zehn Jahre später wurden Tierrechte und Veganismus immer wichtiger. Für Kuhn kann das als „Erweiterung des sozialen Prinzips von Straight Edge angesehen werden“. Manche fühlten sich dagegen von der Hare-Krishna-Bewegung angezogen und verdeutlichen damit die Vielfalt der Bewegung. Ab dem Jahr 2000 gelangte Straight Edge vermehrt in die Massenmedien und fand auch den Weg in den wissenschaftlichen Diskurs. Im zweiten Teil der Lektüre greift Kuhn die politische Komponente von Straight Edge auf. Für den Autoren hat die „Zurückweisung des normierten Drogenkonsums innerhalb der Punk-Szene eine gesellschaftspolitische Dimension“. Doch in der Subkultur wurden Muster der Mehrheitsgesellschaft reproduziert. Keine Rede beispielsweise von Geschlechterparität, denn „Straight Edge [blieb] stets eine männlich dominierte Kultur“. Was das politische Links-Rechts-Schema anbelangt, existieren alle Variationen. So wurde In Brasilien „die gesamte Vegan-Straight-Edge-Szene mit der globalisierungskritischen Bewegung verbunden“. Dem standen Adaptionen in der rechtsextremen Hardcore-Szene gegenüber, wie etwa „Nazi-Straight-Edge“ in Russland.

Auf bloss 72 Seiten können keine Details erwartet werden. Doch Kuhn gelingt eine kurzweilige Einführung in eine facettenreiche Jugendbewegung, die den „rebellischen Charakter des Punk“ aufrecht erhält.

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