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Buchnotiz

„Schwarzbuch Landwirtschaft“ (Hans Weiss)

Hans Weiss: "Schwarzbuch Landwirtschaft. Die Machenschaften der Agrarpolitik" Zsolnay Verlag 2010 172 Seiten, ca. CHF 30.—

Text: Tier im Fokus (TIF)

Eine Übersicht der Buchnotizen von TIF finden Sie hier. Hans Weiss, „Spezialist für brisante Themen“, deckt in seinem neusten Buch die Machenschaften der Agrarpolitik auf. Der Strukturwandel sei kein Zufall, betonen ProtagonistInnen immer wieder, sondern poltisch gewollt. Subventionen, die primär unter „adeligen Grundbesitzer, internationalen Konzernen und Grossbauern aufgeteilt“ werden, zementieren Machtverhältnisse. Die gleichen Gruppen seien es auch, die mit Hilfe „illegaler Regulierungen“ gratis Landeigentum anhäuften. Das Bauernsterben – „eine rätselhafte, offenbar nicht zu stoppende Seuche, die kleine Bauern befällt“ – stellt Weiss auch mit der industriellen Milchwirtschaft in Verbindung. Künstliche Besamungen bei über 90% oder sogenannten Embryo-Transplantationen, das könnten sich nur die Grossen leisten. „Hightech und Biotech haben auch in den österreichischen Kuhställen Einzug gehalten“. Ein Milchbauer erklärt Weiss das Problem: die Molkereien hätten „den Druck der Handelsketten einfach an die Bauern weitergegeben“. Auch auf die Tierzucht kommt der Autor zu sprechen und hebt hervor, dass das Huhn einem „extremen Rationalisierungsprozess“ unterworfen sei, so dass mittlerweile nur noch eine handvoll Zuchtlinien im Einsatz sind. Zum Schluss nimmt Weiss die genmodifizierte Verseuchung der Lebensmittel sowie den Biolandbau aufs Korn, „denn gerade damit werden Konsumenten immer wieder auf perfide Art und Weise getäuscht“. Das Schwarzbuch Landwirtschaft ist ironischerweise selbst ein Ettikettenschwindel: Weder dem Cover noch dem Klappentext ist zu entnehmen, dass die Lektüre primär die österreichische Agrarpolitik thematisiert. Schade auch, dass LeserInnen mit der Kritik alleine gelassen werden. Eine Diskussion von nachhaltigen Alternativen oder konkrete Forderungen an die Politik hätten das Buch bereichert. Nichtsdestotrotz dürften Landwirtschaftsinteressierte den kritischen Einblick in die österreichische Agrarpolitik begrüssen.
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