„Phänomen Honigbiene“ (Jürgen Tautz)

Jürgen Tautz betreibt Grundlagenforschung zur Biologie der Hongbiene und Wissensvermittlung. Im Jahre 2011 gründete er die preisgekrönte Lern-, Lehr- und Forschungsplattform HOBOS. Bereits zuvor widmete er sich – zusammen mit der Fotografin Helga R. Heilmann – der Publikation Phänomen Honigbiene. Zu Beginn erklärt Tautz den hochkomplexen adaptiven „Superorganismus Bienenstaat – die Heimat eines Bienenvolkes. Reproduktion, Nahrungsgewinnung und -lagerung oder Ausschwärmen sind genaustens organisiert, basierend auf einer strengen Arbeitsteilung von Königin, Arbeiterinnen und Drohnen. Aus Sicht der Evolution sind Bienen nicht wegzudenken: seit jeher herrscht eine gegenseitige „Abhängigkeit zwischen Insekten und Blütenpflanzen“, da die zu bestäubenden Pflanzen den benötigten Nektar für die Bienen herstellen. Auch „die Eigenschaften von Blüten und die Wahrnehmungsleistungen der Bienen“ sind untrennbar verknüpft. So ist es kein Zufall, dass Blumen sich farblich und geruchlich von Gräsern und Bäumen abheben, um die ausgeprägten Seh- und Riechsinne der Bienen zu bedienen. Nicht unerwähnt bleibt selbstverständlich auch die Kommunikation unter Bienen: Mit dem „Schwänzeltanz“ werden Hinweise weitergegeben, wonach gesucht werden muss. Überhaupt scheint der Erfolg der Bienen zu einem grossen Teil auf Kooperation zu beruhen. Ohne gemeinsames Arbeiten bei Wabenbau, Nestklimatisierung oder Nesthygiene würde jeder Bienenstaat kollabieren. Der biologische Fokus der Lektüre geht leider auf Kosten von öko-wirtschaftlichen Betrachtungen. Das „Nutztier“ Honigbiene im Rahmen der Imkerei findet nur am Rand Erwähnung, ebenso wie die zunehmend unbestrittenen Auswirkungen von Pestiziden auf ihre Gesundheit. Die neuere Publikation More than Honey geht hier mehr ins Detail. Wer sich dagegen primär für biologische Phänomene interessiert, bekommt mit der Lektüre verständlich formuliertes Wissen, das in Verbindung mit den exzellenten Fotografien regelmässig in Staunen versetzt.