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Buchnotiz

„Partner auf Leben und Tod“ (Elmar Heer)

Elmar Heer: "Partner auf Leben und Tod" Droemer Knaur Verlag 2012 255 Seiten, ca. CHF 15.--

Text: Tier im Fokus (TIF)

Die Polizei polarisiert. Die einen wollen sie stärken, andere bezweifeln ihren Nutzen für die Gesellschaft. Was beide Lager oft vereint, ist die Unkenntnis, was den Polizeialltag betrifft. Der deutsche Polizist Elmar Heer kommt da gerade recht: die Schilderungen seiner über 25 Jahre andauernden Dienstzeit bieten einen Einblick. Auch was Polizeihunde anbelangt. Hunde mochte er schon immer. Nun sollte sich Heers grosser Traum erfüllen: der Wechsel in die Hundestaffel. Zuerst musste jedoch ein geeigneter Partner her – und das ist angesichts der hohen körperlichen und psychischen Anforderungen alles andere als einfach. Jeder Polizeihund braucht Mut, Ausdauer, Folgsamkeit, Spielwille und darf keine züchterischen Schäden (z.B. Hüftgelenkdysplasie) aufweisen. Nach der monatelangen Ausbildung, die den Vierbeinern das Letzte abverlangt, kann die Arbeit losgehen: Heer und Hund erwischen Einbrecher auf frischer Tat, stellen Drogen sicher und sorgen für einen reibungslosen Ablauf eines päpstlichen Besuches in Deutschland. So zeigt Heer Kapitel für Kapitel, was der Polizeialltag alles zu bieten hat. Partner auf Leben und Tod strotzt vor speziesistischer Doppelmoral. Heer ist hundevernarrt. Es fällt ihm schwer „einen Hund als Sache zu behandeln“. Dies hält ihn jedoch nicht davon ab, von den „besten Hühnerbeinen“ Bosniens zu schwärmen. Für die kritische Auseinandersetzung mit dieser willkürlichen Ungleichbehandlung von Hund und Huhn findet sich selbst im bisweilen ereignisarmen Polizeialltag offenbar keine Zeit. So erstaunt es auch nicht, dass die Torturen der Hundedressur bei Heer zwar starkes Mitleid erzeugen, gleichzeitig aber die polizeiliche Instrumentalisierung der Vierbeiner zu menschlichen Zwecken problemlos in das Weltbild des Protagonisten passt. Was bleibt, ist ein süffig geschriebener Einblick in die Hundestaffel der Polizei. Würde Heer seine Tierliebe auch auf dem Teller ausleben, wäre die Lektüre entschieden glaubwürdiger dahergekommen.
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3 Kommentare

C. Schneider
vor 10 Jahre

Sehr geehrter Herr Sennhauser,

vielleicht würde Ihnen ein persönliches Gespräch mit dem Autor helfen, sein „Weltbild“, über das Sie so selbstgerecht urteilen, zu erkennen und zu verstehen – auch wenn es sich nicht mit Ihrem decken mag. Wenn Sie denn schon meinen, darüber rechten zu dürfen. Denn nur dies ist Ihre sogenannte Rezension: eine Verurteilung der Lebensgewohnheiten des Autors, soweit sie den Ihren zuwiderlaufen. Dabei klingt auch noch schlecht verborgene Kritik an der Diensthundeausbildung durch, wenn nicht sogar an der Notwendigkeit der Polizeihundeführung generell.
Kein Wort zu dem, was (potentielle) Leser interessiert: Inhalt, Aufbau, Schreibstil, Spannungsbogen, Kreativität und Wortwitz, Dialoggestaltung, … also das, was eine echte Rezension ausmachen sollte, und wo natürlich Kritik geübt werden darf, wenn sie berechtigt ist.
Schade, eine reine Themaverfehlung. An unseren Schulen gäbe es für diese Buchnotiz eine glatte Sechs.

C. Schneider

D. Beck
vor 10 Jahre

Lieber Herr Sennhauser

ich habe das Buch gelesen. Haben wir aber das selbe Buch gelesen, wovon hier die Rede ist?

Ich bin zwar kein Verganer, aber lebe seit vielen Jahren vegetarisch. Und ich habe einen Hund, den ich trotz meiner Lebensweise so artgerecht füttere wie möglich – also auch mit Fleisch. (In Ihren Augen sicher ein Widerspruch und schizophren. Das bleibt Ihnen überlassen.)

Sie schreiben, der Autor sei hundevernarrt. Woraus schließen Sie das? Gerade, weil er seine Hunde in dem Buch nicht vermenschlicht, sondern Hund Hund sein lässt und trotzdem auf Augenhöhe mit ihnen ist, ist mir das Buch so sympathisch. Und Thema des Buches ist nun mal der Polizeihund, besser gesagt die Erlebnisse mit ihm, und nicht die Nachbarskatze, ein Pferd oder ein Huhn.

Kann es sein, dass sie ein wenig unter Tunnelblick leiden? Oder wie bringt jemand sonst diesen Bogen zustande: „Es fällt dem Autor schwer, seinen Hund als Sache zu behandeln (wo steht das in dem Buch??). Dies hält ihn jedoch nicht ab, von den besten Hühnerbeinen Bosniens zu schwärmen“?
Es fällt es dem Autor nicht nur schwer, Tiere (exemplarisch damit auch seinen Hund) als Sache zu behandeln, sondern er wehrt sich in seinem Buch energisch dagegen. So schreibt er zum Beispiel: „Ja, ich glaube daran, dass Hunde lieben können“.
Sie erwähnen in Ihrer Rezension „Torturen“, die ein Hund während der Ausbildung zum Hund aushalten muss. Wo steht das? Ein Vorurteil, das sie übernehmen, obwohl der Autor genau gegen diese Vorurteile vorgeht. Fehlt nur noch, Sie würden behaupten, Drogenhunde würden rauschgiftsüchtig gemacht. Wie liebevoll und voller Achtung er von seinen Hunden erzählt, ist für Sie offensichtlich nicht relevant. Würde ja auch nicht in Ihr Weltbild passen.

Sie schreiben von polizeilicher Instrumentalisierung der Vierbeiner für menschliche Zwecke. Gut, so kann man es sehen, wenn man das unbedingt negativ ausdrücken will. Dass bei dieser „Instrumentalisierung“ lediglich die natürlichen Fähigkeiten und Triebe eines Hundes genutzt werden, um zum Beispiel Leben zu retten, scheint Ihnen bei der Lektüre des Buches entgangen zu sein. Vielleicht verlieren Sie Ihren Tunnelblick ja, wenn Sie oder einer Ihrer Angehörigen dank eines Polizeihundes aus einer Notlage befreit wird. Selbstverständlich wünsche ich Ihnen das nicht.

Mit freundlichen Grüßen

S. Beck

T.
vor 10 Jahre

was für ein absoluter Schwachsinn…das eine (Vegetarismus) mit dem anderen (Hundeliebhaber/ Hundeführer) zu vergleichen!!
Herr Heer hat mit diesem Buch viel Gefühl bewiesen…vielen den Alltag als Polizist mit Hund als Kollegen näher gebracht. Und dann kommt einer daher und stellt Vergleiche mit Hühnern und Hunden – was Besseres ist demjenigen hier wohl nicht eingefallen???
Schon blöd, wenn sonst keine Kritik übrig bleibt!! *kopfschüttel*

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