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Buchnotiz

„Der grosse Bio-Schmäh“ (Clemens G. Arvay)

Clemens G. Arvay, Der grosse Bio-Schmäh, Verlag Carl Ueberreuter GmbH 2012, 207 Seiten, ca. CHF 28.40

Text: Tier im Fokus (TIF)

Der 32-jährige österreichische Biologe Clemens G. Arvay ist langjähriger Kenner der Bio-Landwirtschaft. Auf seinem Blog sammelt er Informationen rund um den Bio-Nischenmarkt. Der grosse Bio-Schmäh ist sein neuestes Buch, worin der Autor dokumentiert, wofür „Bio“ heute steht.
Bio ist nicht mehr wie früher, sondern primär „ein grosses Geschäft für Lebensmittelkonzerne“. Durch den Bio-Boom sei der Ökogedanke den Gesetzen des Marktes unterworfen worden. Bio ist Business. Im Gegensatz zu anderen WissenschaftlerInnen will Arvay den Biolandbau nicht grundsätzlich schlechtreden. Vielmehr will er auf die Unterwanderung der Lebensmittelkonzerne hinweisen. Dazu begibt sich Arvay auf eine Reise entlang der biologischen Lebensmittelkette. Neben einer industriellen Bio-Bäckerei, die „Industriebrot“ fabriziert, führen ihn seine Recherchen auch zum Bio-Geflügelmarkt. In einem Theorie-Abschnitt über den „Produktionszyklus für Bio-Geflügelfleisch und Bio-Eier“ dokumentiert der Autor minutiös, wie die industrielle Produktion vonstatten geht – „Bio“ hin oder her. Ein Augenmerk richtet der Autor auf das Marketing. Werbung für Bio-Produkte vermitteln primär ein Lebensgefühl und zelebrieren dabei ein „Retro-Bauerntum“. Das gute Image des Biolandbaus komme nicht von ungefähr. Dahinter stecken ausgeklügelte Strategien, um sich „Zugang zur Emotionswelt“ der KonsumentInnen zu verschaffen. Realitätsnahe Informationen über den Biolandbau blieben dabei auf der Strecke. Der grosse Bio-Schmäh regt zum Denken an. Auch den (zahlreichen) Bio-Labels kann offenbar nicht grundsätzlich vertraut werden. Tiere gelten bei Arvay leider weiterhin als Ware (die wir besser behandeln sollten), doch die geleistete Aufklärungsarbeit ist wertvoll. Zum Schluss zeigen die Alternativen – Stichwort: Solidarische Landwirtschaft –, wie jede/r Teil der Lösung sein kann: indem man direkt mit BäuerInnen zusammenarbeitet, anstatt via multinationale Lebensmittelkonzerne.
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