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Buchnotiz

„Geschlecht – Macht – Klima“ (Gülay Çaglar, Maria do Mar Castro Varela & Helen Schwenken [Hrsg.])

Gülay Çaglar, Maria do Mar Castro Varela & Helen Schwenken (Hrsg.): "Geschlecht – Macht – Klima" Budrich Verlag 2012 260 Seiten, ca. CHF 35.--

Text: Tier im Fokus (TIF)

Gülay Çaglar, Maria do Mar Castro Varela & Helen Schwenken (Hrsg.), Geschlecht – Macht – Klima, Budrich Verlag 2012, 260 Seiten, ca. CHF 35.– Frauen im globalen Süden sind von den Auswirkungen des Klimawandels am stärksten betroffen. Trotzdem klammern internationale Bemühungen geschlechterpolitische Fragen aus. Der Sammelband „Geschlecht – Macht – Klima“ will dieses Manko beheben. Der Inhalt der Lektüre ist in drei Abschnitte unterteilt. Im ersten Teil werden Geschlechtergerechtigkeit und Klimapolitik skizziert. Frauen verfügen über weniger Landeigentum, schlechtere Bildung sowie geringere Mobilitätschancen als Männer. Oftmals werden Frauen von wirtschaftlichen und politischen Lösungsansätzen ausgeschlossen. Um Geschlechterdifferenzen zu überwinden, sei soziale Gleichheit im Zugang zu Wissen, Infrastruktur und Technologie nötig. Im zweiten Abschnitt werden klimapolitische Instrumente einer kritischen geschlechterpolitischen Prüfung unterzogen. 70% der Armen in der Welt sind Frauen. Zur Überwindung der Armut brauche es deshalb genderspezifische Strategien. Diese beginnen mit der Alphabetisierung und münden in einer politischen Partizipation von Frauen. Kritisiert wird auch der aktuelle Klimadiskurs, der von androzentrischen Rationalitätsmustern geprägt sei. Mittels wissenschaftlichen Zahlen (Stichwort: CO2-Äquivalente) würde geschlechterpolitische Neutralität suggeriert. Im dritten Abschnitt wird der feministische Diskurs zum Klimawandel dargestellt. So wird etwa auf die Geschlechterdifferenzen im Konsumverhalten verwiesen. Männer neigen zu einem höheren Fleischkonsum und benützen seltener öffentliche Verkehrsmittel. Gleichzeitig sei die klimabezogene Handlungsbereitschaft von Frauen höher. Die Verknüpfung zwischen den sozialen Konstruktionen von Geschlecht (doing gender) und den Konsumpraxen müsse deshalb beim Klimaschutz berücksichtigt werden. Über die Verbindung von Feminismus und Klimapolitik liest man nicht alle Tage. Wer die teils geschwollene Sprache nicht scheut, bekommt mit der Lektüre eine neue Perspektive auf eine Thematik, deren Blüte leider erst bevorsteht.
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