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Buchnotiz

„Gerechtigkeit“ (Michael J. Sandel)

Michael J. Sandel: "Gerechtigkeit" Ullstein Verlag 2013 413 Seiten, ca. CHF 32.--

Text: Tier im Fokus (TIF)

Michael J. Sandel, Gerechtigkeit, Ullstein Verlag 2013, gebunden, 413 Seiten, ca. CHF 32.– Michael J. Sandel gilt als der populärste Professor der Welt. Der Moralphilosoph denkt nicht aus dem Elfenbeinturm heraus, sondern will mit präzisen Fragen auch Laien zum Denken anstossen. Sein neustes Werk Gerechtigkeit ist eine Einführung – sowohl in verschiedene Moraltheorien als auch in das eigenständige Philosophieren. Politische Debatten werfen oft schwierige Fragen zur Moral auf. Ist Bill Gates‘ Reichtum angesichts der verbreiteten Armut gerecht? Um solche Fragen zu beantworten, will Sandel zuerst wissen, was Gerechtigkeit überhaupt bedeutet. Dazu nimmt er drei Moraltheorien unter die Lupe: Utilitarismus, Liberalismus und Tugendethik. Neben der Philosophie der wichtigsten TheoretikerInnen wie Mill, Rawls oder Aristoteles erprobt Sandel auch die praktische Dimension des jeweiligen Ansatzes und lässt sie gegeneinander antreten. So ergründet er etwa die Argumente für freie Märkte, was mit Geld nicht zu kaufen ist oder ob das Gesetz wertfrei formuliert werden kann und soll. Zum Schluss bezieht Sandel selbst Position: Es brauche eine öffentliche Debatte über die moralischen Grenzen der Marktwirtschaft, reich und arm müssten sich wieder den öffentlichen Raum teilen und statt Meinungsverschiedenheiten zu meiden, plädiert Sandel für „eine Politik moralischen Engagements“. In der beispielreichen Lektüre konzentriert sich der Autor primär auf die moralischen Spannungsfelder arm-reich und schwarz-weiss. Andere wie Mann-Frau oder Mensch-Tier beleuchtet er indes nicht. Dies obwohl gerade die Tierethik bestens zur philosophischen Debatte geeignet wäre – und von Fragen zur Gerechtigkeit nicht ausgeschlossen werden sollte. Michael J. Sandel will die Philosophie wieder unters Volk bringen. Der ständige Bezug zu aktuellen Themen – auch bei Kant und Konsorten – dient diesem Vorhaben. Wem die Philosophie bisher zu abstrakt daherkam, wird mit Gerechtigkeit eines besseren belehrt.
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