17Apr 14
Buchnotiz
„Die Generation Man-müsste-mal“ (Claudia Langer)
Claudia Langer: "Die Generation Man-müsste-mal" Droemer/Knaur Verlag 2012 189 Seiten, ca. CHF 30.-- Eine Übersicht der Buchnotizen von TIF finden Sie hier.
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Claudia Langer, Die Generation Man-müsste-mal, Droemer/Knaur Verlag 2012, gebunden, 189 Seiten, ca. CHF 30.–
Es gäbe so einiges, das mal getan werden sollte. Bloss müsste man dazu den inneren Schweinehund überwinden. Also verschieben wir die Weltrettung auf morgen, ok. Claudia Langer, die Gründerin der Nachhaltigkeitsplattform utopia.de, kann das nicht mehr hören.
„Ich klage Sie an, nur kleine Schritte zu tun, die Ihr Gewissen beruhigen, anstatt endlich die grossen Hebel anzusetzen“, wettert Langer in ihrer Streitschrift. Während alle nach Wachstum schreien, „lassen wir Kinder verrecken“. Sie fordert deshalb einen neuen Gesellschaftsentwurf, der bereits beim Schulsystem ansetzt. Schulen vermitteln in den Augen der Autorin „eher Angst als Selbstvertrauen“. Aufs Korn nimmt sie auch die Banken. Was diese betreiben, sei schon lange kein „Casinokapitalismus“ mehr. Im Casino wird nämlich nur das eigene Geld verzockt. Engagement sei nun geboten, und zwar nicht nur auf Facebook. „Ein virtuelles Leben ersetzt nicht das echte“, bemerkt die Utopia-Gründerin selbstkritisch. Wie beim Arabischen Frühling können politische Kräfte erst auf der Strasse entfaltet werden. Positiv nahm Langer deshalb die Occupy-„Befreiungsbewegung“ wahr. MutbürgerInnen hätten dabei den Willen zur Veränderung und Mitgestaltung gezeigt. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe braucht es für Langer nun Menschen, die für Lösungen kämpfen: „Schädelspalter und Lautsprecher“.
Ob der Karrieremensch Claudia Langer als Moralapostel taugt – „natürlich fliege ich viel zu viel, und vegetarisch lebe ich immer noch nicht, trotz bester Vorsätze“ –, ist Ansichtssache. Zu bemängeln ist ihre einseitige Kritik an Mobilität und CO2-Ausstoss. Was aber ist mit der sogenannten Nutztierhaltung, die mehr Klimagase produziert als der gesamte Verkehr?
Ob sich die Generation Man-müsste-mal nun aus dem bequemen Sessel getraut, ist offen. Sicher ist: wer auf Öko-Polemik steht, wird mit der kurzweiligen Streitschrift seine Freude haben.
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