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Buchnotiz

„Change of Heart“ (Nick Cooney)

Nick Cooney: "Change of Heart" Lantern Books 2010 225 Seiten, ca. CHF 25.--

Text: Tier im Fokus (TIF)

Eine Übersicht der Buchnotizen von TIF finden Sie hier. Seit rund 100 Jahren wird psychologische Forschung betrieben. Nick Cooney greift die gewonnen Erkenntnisse auf und liefert mit Change of Heart einen praktischen Leitfaden für effizienten politischen Aktivismus. Zu Beginn dokumentiert Cooney psychologische Mechanismen, die einem sozialen Wandel entgegen wirken. Zahlreiche Verzerrungseffekte (engl. bias) beeinflussen unsere Entscheide. So wird etwas positiver bewertet, je öfter man davon hört (availability bias), oder Bekanntes aufgewertet bzw. Unbekanntes abgewertet (status quo bias). Die Kenntnis dieser psychologischen Tricks sei für AktivistInnen richtungsweisend. Cooney distanziert sich klar von der Haltung „do something, do anything“, sondern plädiert für einen effektiven Aktivismus mit klarem Ziel und messbaren Resultaten. Im zweiten Teil der Lektüre diskutiert Cooney verschiedene Taktiken, um Verhaltensänderungen zu provozieren. Dabei greift er auf Kenntnisse aus der Marketingforschung zurück. Bei der „Fuss-in-die-Tür“ Methode geht man mit einer kleinen, machbaren Bitte auf Menschen zu, um in einem zweiten Schritt mehr zu fordern. Eine andere Methode ist die Verwendung von emotionalen Geschichten anstatt trockenen Statistiken. Zum Schluss zeigt Cooney Wege, um sozialen Wandel zu verbreiten. PolitikerInnen oder Medienschaffenden spricht er besonderes Potential zu und rät Strukturen zu ändern, nicht Individuen. So könnten gesellschaftliche Normen, die den sozialen Wandel aufhalten, umgangen werden. Cooney geht mit seinem Effizienzdenken weit. So weit, dass er empfiehlt, die Attraktivität von AktivistInnen bei der Wahl der Strategie zu berücksichtigen. Zudem stösst sein Plädoyer zur Datenerhebung und -auswertung auf Kritik: beim komplizierten Phänomen Mensch drohe die Gefahr von irreführenden Erkenntnissen. Conney liefert eine wertvolle Lektüre, um den Kampf für sozialen Wandel kritisch zu hinterfragen. Und er liefert zahlreiche Strategien und Taktiken. Offen bleibt, ob diese auch zum prognostizierten Erfolg führen.
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2 Kommentare

Astrid
vor 9 Jahre

Das vegane Leben soll ja nicht nur an den Mann, sondern an alle Menschen gebracht werden. Deshalb sind nicht nur junge Frauen mit tiefem Ausschnitt gefragt. Es dürfen auch ruhig alte Menschen sein, auch die taugen noch.

Christiane K.
vor 10 Jahre

Einem Punkt, den T. Sennhauser bei Cooney hier als weitgehend beschreibt, muss ich unbedingt unterstützen: bei der Wahl der Strategie die Attraktivität von AktivistInnen zu berücksichtigen. Denn hier erweist sich der sonst vielleicht komplizierte homo sapiens als simole minded. Mir fiel auf, dass solche TV-Talk-Runden oder Beiträge, die Tierrechtsthematik und das Veganer-Dasein negativ darstellen wollen, bewusst wenig attraktive Leute einladen (kommt durch vegane Ernährung heißt es denn), die vielleicht auch noch eine unangenehme penetrante Art zu reden an sich haben. Also, egal ob man schnelle Autos oder Veganismus und Tierrechte an den Mann bringen will: immer nur vom Feinsten, wenn´s geht.

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