Tierschutz-Skandal bei Migros
An drei Standorten im Wallis züchtet die Migros Optigal-Küken, die schliesslich schweizweit gemästet werden. Die intensive Tierzucht führt bei vielen Hennen zu blutigen Verletzungen oder Tod. Das zeigen Aufnahmen der Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF).
Archiv
Dies ist ein Beitrag von unserer alten Website. Es ist möglich, dass Bilder und Texte nicht korrekt angezeigt werden.
4. September 2022 – Die Henne atmet schwer, ihre Augen sind geschlossen – sie liegt im Sterben. In der Hühnerzucht bepicken und besteigen gestresste Hähne die Hennen bis um Umfallen. Zuerst wird das Federkleid der Hennen lädiert, später kommt es zu blutigen Verletzungen oder gar zum Tod. Das zeigen Aufnahmen aus dem Wallis, die die Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF) heute veröffentlicht.
«Die Zucht der Hühner in der Schweizer Massentierhaltung ist grausam», sagt TIF-Präsident Tobias Sennhauser. Die Hallen sind riesig, der Platz pro Hahn und Henne gering. Einen Auslauf auf die Weide sucht man in diesem Stall vergebens. Wie der Agrarbericht des Bundesamt für Landwirtschaft zeigt, verfügen nur gerade 10 Prozent der Zuchthühner-Betriebe über Weidezugang.
«Liebesnest im Wallis»
Die Herkunft der Bilder unweit der Rhone sind kein Zufall. Die Migros hat sich im Wallis zur Hühnerzucht eingenistet. An drei Standorten – Siders, Saillon und Vernayaz – produziert sie gemäss eigenen Aussagen 25 Millionen Küken, die später als Optigal-Poulets gemästet und vermarktet werden. Die Migros spricht vom «Liebesnest im Wallis». Sennhauser kritisiert diese Wortwahl: «Es ist zynisch, die Massentierhaltung derart zu verniedlichen».
Die Hühner im Wallis haben bereits eine weite Reise hinter sich. Die Hühnerzucht ist ein globales Geschäft, in dem lediglich fünf Konzerne den Weltmarkt dominieren. «Die Schweizer Hühnerzucht ist vollständig vom Ausland abhängig», sagt Sennhauser. Die Migros-Tiere etwa werden als Küken aus den Niederlanden und Deutschland importiert und schliesslich im Wallis vermehrt.
Aus Optigal wird «Optiqual»
Tier im Fokus (TIF) greift korrigierend in die Selbstdarstellung der Migros ein und veröffentlicht ein «Logo Shaming» der Optigal-Marke. Statt Hafer und Maiskolben zieren neu zwei Schlachtbeile das Logo, das Huhn guckt traurig und der Text wurde den Zuständen in der Massentierhaltung angepasst: «Optiqual».
Mit einer Petition will die Tierrechtsorganisation die Migros zum Handeln bewegen. Darin fordert TIF, dass die Migros in der Tierzucht langsamer wachsende, gesündere Rassen einsetzt und sämtlichen Zuchttieren regelmässigen Auslauf auf die Weide gewährt. «Wir verlangen von der Migros lediglich, dass sie ihre Werbe-Versprechen einhält», so Sennhauser.
Die Forderungen würden mit einer biologischen Tierhaltung erfüllt, wie sie die Initiative gegen Massentierhaltung fordert. Über sie befindet die Schweizer Stimmbevölkerung am 25. September 2022. Tier im Fokus (TIF) unterstützt die Vorlage.