Im Einsatz für Tiere: Unser Jahr 2024
Im vergangenen Jahr protestierten wir an unzähligen Demos in der ganzen Schweiz, förderten die vegane Bewegung und erlangten den ersten Sitz für Tiere in einem Schweizer Parlament.
Im 2024 zeigte sich, wie wichtig unsere Theory of Change für uns geworden ist. Wir verfolgen drei langfristige Ziele, an denen wir all unsere Aktivitäten ausrichteten:
- Eine gewaltfreie Wertschöpfungskette
- Ein inklusives und egalitäres Weltbild
- Eine Multispezies-Demokratie
Als zentrale Voraussetzung, um unsere langfristigen Ziele zu erreichen, betrachten wir die Förderung der Tierrechtsbewegung. Deshalb unterstützten wir nach Kräften Menschen, die sich für Tiere einsetzen.
Voraussetzung: Stärkung der Tierrechtsbewegung
Unsere Theory of Change gab in der Bewegung zu reden und wir wurden gleich mehrfach eingeladen, unsere Überlegungen vorzustellen. 2024 präsentierten wir unsere Theory of Change beim internationalen Think-Tank Animals in Democracy sowie bei Observatoire du spécisme in Fribourg. Beide Veranstaltungen führten zu wertvollen Diskussionen und Strategiedebatten. Neu ist die Theory of Change auch als Audio-Version verfügbar.
2024 war geprägt von vielfältigen Vernetzungsaktivitäten, die uns halfen, unsere Strategie zu schärfen und Allianzen zu stärken. Wir engagierten uns als Teil der Allianz gegen Massentierhaltung von Sentience und trafen uns zu Strategiegesprächen mit verschiedenen Organisationen aus der Tierrechtsbewegung im In- und Ausland. Darüber hinaus nahm eine TIF-Delegation an einer Demo der Liga gegen Tierversuche und für die Rechte der Tiere sowie dem Observatoire du spécisme in Fribourg teil.
Stets zu Gast waren wir auch beim Animal Liberation Gathering, ein von TIF ins Leben gerufenes Strategie- und Vernetzungs-Treffen, das heuer zweimal stattfand – in Zürich und in Fribourg. Diese Veranstaltungen boten Raum für Austausch, Inspiration und die Entwicklung gemeinsamer Perspektiven für die Schweizer Tierrechtsbewegung.
Die Arbeit für die Tiere geht leider niemals aus. Umso wichtiger ist es, seine eigenen Grenzen zu berücksichtigen. Auch 2024 widmete sich das Care Collective von TIF dem Wohlbefinden der Menschen in der Tierrechtsbewegung und bot mit diversen Veranstaltungen eine Plattform für Austausch und Selbstfürsorge. Themen wie Motivation, Resilienz und der Umgang mit persönlichen Herausforderungen standen im Fokus und wurden durch interaktive Formate vermittelt. Ein Highlight war der ganztägige Self-Care-Workshop von smarterselfcare.ch in Bern, der den Teilnehmenden Wege aufzeigte, wie sie ihre Energie effizienter nutzen und Belastungen besser bewältigen können.
Das monatliche Online-Format akTIF hat sich als wertvolle Plattform etabliert, um Einblicke in die aktuellen Projekte zu geben und die Zusammenarbeit innerhalb der TIF-Community zu stärken. An fast jedem ersten Sonntag im Monat berichten verschiedene Aktive aus der gesamten Schweiz über ihre laufenden Arbeiten und tauschen sich zu Herausforderungen und Erfolgen aus.
Das Vegan Meet & Eat ist ein Highlight für alle, die sich für den veganen Lebensstil interessieren oder den Austausch mit Gleichgesinnten suchen. Jeden zweiten Donnerstag im Monat treffen sich Interessierte zu einem gemütlichen Abend mit veganem Essen, Getränken und inspirierenden Gesprächen. Die ungezwungene Atmosphäre lädt zum Plaudern, Vernetzen und gemeinsamen Entdecken neuer Ideen rund um die vegane Lebensweise ein – ein Event, der Gemeinschaft schafft und den veganen Lebensstil feiert.
Im Jahr 2024 unterstützten wir zudem eine Aktivist:innengruppe in Aarau, die aufgrund restriktiver Polizeimassnahmen keine Bewilligungen mehr für ihre friedlichen Tierrechtsaktionen erhielt. Um ihre Demonstrationsfreiheit zu verteidigen, vermittelten wir unsere Anwältin und übernahmen die damit verbundenen Kosten. Später starteten wir ein Crowdfunding, um diese Ausgaben zu decken und sicherzustellen, dass wir auch in Zukunft ähnliche Unterstützung leisten können.
Ziel 1: Gewaltfreie Wertschöpfungskette
Zu einer gewaltfreien Wertschöpfungskette gehört die pflanzliche Nachfrage. Deshalb lancierten wir im Vereinsjahr erneut mehrere vegane Projekte.
2024 organisierte TIF drei kulinarische Events, um die vegane Lebensweise und Gemeinschaft zu fördern. Ein Sushi-Kochkurs, ein veganes Potluck am 1. August und der Abend «Taste of Asia» boten Teilnehmenden die Möglichkeit, leckere vegane Gerichte zu geniessen, neue Rezepte zu lernen und sich in entspannter Atmosphäre mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Zur Weihnachtszeit starteten wir eine Plakatkampagne in Zürich, Basel und Bern, um für vegane Festtage zu werben und das Mitgefühl der Bevölkerung zu stärken. Die Plakate verwiesen auf ein speziell entwickeltes Rezept mit einem veganen Braten. Dabei kooperierten wir mit der veganen Bäckerei Bakery Bakery, die unsere Weihnachts-Poster und -Flyer auflegten.
Für eine gewaltfreie Wertschöpfungskette braucht es auch die Politik. 2024 unterstützte Tier im Fokus erneut wichtige Volksinitiativen mit Unterschriftensammlungen. Zum einen die Ernährungsinitiative, die eine deutliche Reduktion der Tierproduktion in der Schweiz anstrebt, zum anderen die Initiative «Ja zur tierversuchsfreien Zukunft», die darauf abzielt, Tierversuche endgültig zu verbieten und alternative Forschungsmethoden zu fördern. Mit Aktionen in Bern, Zürich und Basel trugen wir dazu bei, die erforderlichen 100’000 Unterschriften fristgerecht zu sammeln.
Ferner engagierten wir uns gegen den Ausbau der Tierindustrie in der Schweiz. Mehrere TIF-Aktivist:innen waren Teil der Widerstandsgruppe MicarNO, um den geplanten Bau eines grossen Hühnerschlachthofs von Micarna in Saint-Aubin FR zu verhindern. Gemeinsam mit anderen Tierrechts- und Umweltorganisationen reichten sie rund 800 Einsprachen gegen das Projekt ein und machten auf die Umweltbelastung, die Missachtung der Tierrechte und die Widersprüche zur Bundesverfassung aufmerksam. Der Einsatz erhielt breite mediale Aufmerksamkeit.
Nicht zuletzt fördern wir auch Alternativen in der Landwirtschaft, weshalb wir zahlreiche Lebenshöfe in der Schweiz unterstützen. 2024 organisierten wir Helfer:innentage auf Lebenshöfen, wie dem Hof Narr in Zürich und dem Bruffhof in Bern. Teilnehmende hatten die Gelegenheit, aktiv mitzuhelfen, etwa beim Blackenstechen oder Zaunbau, und dabei unsere Patentiere auf den Höfen kennenzulernen.
Ziel 2: inklusives und egalitäres Weltbild
Um die Gewalt an Tieren zu beenden, müssen wir das Bewusstsein der Menschen verändern. Darauf zielt unser langfristiges Ziel 2 in der Theory of Change ab. Das erreichen wir mit Strassenaktivismus, Vorträgen oder Podien.
2024 erreichte TIF einen Meilenstein: Erstmals diskutierte das Schweizer Parlament über subjektive Rechte für Tiere, basierend auf einem Vorstoss von Nationalrätin Martina Munz (SP), den wir initiierten. Unsere Petition, die Tausende unterstützten, forderte die Anerkennung von Tieren als Rechtspersonen und die Einrichtung einer unabhängigen Tieranwaltschaft – ein entscheidender Schritt hin zu einer gerechteren Gesellschaft für alle Lebewesen.
Im März 2024 organisierten wir eine stille Mahnwache am Bahnhofplatz in Bern, um auf das Leid der Hühner in der Schweizer Eierindustrie aufmerksam zu machen. Mit Schildern, Laptops mit Aufnahmen aus der Massentierhaltung und Flyern informierten wir Passant:innen über die Missstände hinter der Eierproduktion. Parallel dazu verteilten wir in Zürich Flyer, um auch dort die Öffentlichkeit für das verborgene Leid der Hühner zu sensibilisieren.
Im April 2024 hielt der Tierrechtsphilosoph Nico Müller einen inspirierenden Vortrag über die Bedeutung von Utopien für die Tierrechtsbewegung. Er zeigte auf, wie Visionen einer tierfreundlichen Zukunft Hoffnung und Entschlossenheit stärken und als Gegengewicht zu Gefühlen der Machtlosigkeit und Verzweiflung dienen können.
Im Mai 2024 organisierten wir eine Mahnwache in Gossau (SG), um an den qualvollen Tod von 800 Schweinen bei einem Grossbrand zu erinnern. Gemeinsam mit anderen Organisationen forderten wir vor Ort schärfere Brandschutzmassnahmen für Tierhaltungen. Dabei machten wir auf die systematischen Versäumnisse im Brandschutz aufmerksam, die jährlich unzählige Tiere das Leben kosten, und riefen die Politik zu dringendem Handeln auf. Die Aktion wurde medial begleitet und setzte ein starkes Zeichen für den Schutz der Tiere vor vermeidbaren Gefahren.
Die Animal Uprising Week im Herbst vereinte verschiedenste Aktionen und brachte die Tierrechtsbewegung in der Schweiz sicht- und greifbar auf die Strassen. Über die ganze Woche hinweg organisierten Gruppen und Einzelpersonen vielfältige Veranstaltungen, die von kreativen Performances bis zu informativen Aktionen reichten. Der Höhepunkt war die «Line of Silence» in Zürich, bei der Aktivist:innen schweigend in einer Reihe standen, um ein starkes, visuelles Zeichen gegen die Gewalt an Tieren zu setzen.
Der Musiker Moby führte 2024 eine ganz besondere Europa-Tour durch, bei der sämtliche Gewinne an Tierrechtsorganisationen verteilt wurden – darunter auch Tier im Fokus. Wir waren stolz, dass unser Video mit Aufnahmen aus Schweizer Tierfabriken auf den grossen Bildschirmen der Konzerte gezeigt wurde. Zusätzlich hatten wir die Möglichkeit, einen Merch-Stand zu betreiben und so unsere Arbeit einem breiten Publikum näherzubringen.
Im Mai 2024 sprachen wir mit der Aktivistin und Autorin Sarat Colling über den Widerstand von Tieren gegen Ausbeutung und Gewalt. Sie berichtete von eindrucksvollen Beispielen, in denen Tiere aktiv ihre Freiheit suchten oder andere vor Gefahren warnten. Das Gespräch zeigte, wie solche Geschichten unser Verständnis von Tieren verändern und uns dazu anregen können, die Strukturen zu hinterfragen, die ihren Widerstand notwendig machen.
Wiederholt wurden wir für Podien eingeladen. Bei der Schweizer Premiere des Films Food for Profit, einer Veranstaltung von Tier im Recht, diskutierten wir im Anschluss an die Vorführung mit Vertreter:innen der Fleischlobby über die Machtstrukturen hinter der industriellen Tierhaltung. Wenige Wochen später nahmen wir an einem von Häggligrün organisierten Podium zur Netflix-Dokumentation Du bist, was du isst: Ein Zwillingsexperiment teil, das die Auswirkungen unterschiedlicher Ernährungsweisen beleuchtet. Auch hier standen wir mit Proviande der Fleischlobby gegenüber, was zu lebhaften und kontroversen Diskussionen über die Notwendigkeit einer pflanzlichen Ernährungswende führte.
Ziel 3: Multispezies-Demokratie
Unser Ziel einer Multispezies-Demokratie ist es, eine gerechte Welt zu schaffen, in der Tiere als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt werden.
Um diesem Ziel näherzukommen, wagten wir im November 2024 ein Novum: Tier im Fokus kandidierte mit einer eigenen Liste für den Berner Stadtrat, um Tiere erstmals politisch zu vertreten.
Mit 11 Kandidat:innen im Alter zwischen 25 und 72 Jahren und unterstützt durch Listenverbindungen mit der Alternativen Linken und der Partei der Arbeit führten wir eine umfangreiche Wahlkampagne durch: Über 100’000 Flyer und 500 Poster wurden verteilt bzw. aufgehängt. An einem Workshop entwickelten wir ein detailliertes Wahlprogramm für eine tierfreundliche Stadt, und verschiedene Medien berichtete über unsere Kandidatur, darunter Telebärn bei einem – auf unseren Wunsch hin veganen – Fondue.
Das Ergebnis: Über 49’000 Stimmen und ein Sitz im Stadtrat – ein historischer Schritt, denn erstmals überhaupt erhalten Tiere eine Stimme in einem Schweizer Parlament!
Werde jetzt Mitglied bei Tier im Fokus (TIF) und unterstütze unsere Arbeit für die Tiere!
4 Kommentare
danke
Vielen lieben Dank für eure wundervolle und unverzichtbare Arbeit für die Tiere! Herzlichen Glückwunsch zu all euren Erfolgen! Macht weiter so und lasst euch nicht unterkriegen! Ich wünsche euch allen viel Kraft und Energie und gute Nerven für 2025! Bleibt gesund! Viele liebe Grüße aus dem deutschen Nachbarland!
Jörg
Gratuliere was ihr und wir alles geschafft habt! Es ist viel einfacher für etwas was man will als gegen etwas was man nicht will zu kämpfen. Da sind die erfolge grösser.
Viel elan und glück bei eurer weiteren arbeit!
Es freut mich sehr zu lesen, was dieses Jahr alles erreicht wurde. Herzliche Gratulation und ein riesiges Kompliment an euch! Ich werde euch weiterhin unterstützen. So gut, dass es Tier im Fokus gibt!🫶🌱