Lucy hat, was den meisten Schweinen verwehrt bleibt: Glück. Sie darf leben und wird darüberhinaus täglich mit Streicheleinheiten versorgt. Von Samar Grandjean.
Text: Tier im Fokus (TIF)
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August 2010 in einer Berner Schweinezucht. Wie ein Häufchen Elend versteckte sich das Ferkel hinter der Tür, die nach Draussen führte. Ihr ganzer Körper war voller Kratzer und wunder Stellen. Beide Ohrmuscheln waren dick angeschwollen. Das Ferkel sollte gemästet werden oder selbst für die Reproduktion hinhalten. Doch dem Mobbing der anderen in der Gruppe war es nicht gewachsen.
Um es vor seinen Geschwistern zu schützen, habe ich das Ferkel separiert. Dort lag das von allen verfolgte Tier in einem eigenen Strohnest. Mir kam nichts Gescheiteres zur Beruhigung in den Sinn, als ihm ein Beatles-Lied vorzusingen. Von da an hiess das Ferkel Lucy. Und die Schweinezucht lag schon bald hinter ihr.
Der Freund verstorben
Somit gelangte auch Lucy auf den Lebenshof Arche Samar bei Bern. Bald freundete sie sich mit dem Eber Geronimo an. Dieser half Lucy zu erziehen. Denn Lucy spielte wie ein Hund und sprang vif umher. Sie wurde nicht nur immer grösser, sondern auch immer frecher.
2014 starb Geronimo an einem Herzschlag, weil er sich in einem Elektrozaun verheddert hatte. Für Lucy ein Schock: Sie hörte auf zu essen und zitterte am ganzen Körper – auch unter der Strohdecke. Seither lebt Lucy alleine in einem grossen, eingestreuten Abteil oder auf einer Weide. Täglich wird Lucy mit Streicheleinheiten verwöhnt. Manchmal lege ich mich tröstend auf ihren Bauch. Doch die einst verschmitzte Lucy bleibt bis heute still, passiv und melancholisch – deutlicher kann Trauer nicht sein.
Engagement aus Empörung
Schweine sind Hochleistungstiere, die in der Mast innert sechs Monaten ihr sogenanntes Schlachtgewicht erreichen. Lucy gehört da mit ihren sechs Jahren natürlich zum alten Eisen. Sie leidet vermutlich unter Arthrose. Doch die Behandlung ist schwierig, da vielen TierärztInnen schlicht die Erfahrung mit alten Sauen fehlt. Man missbraucht Schweine für alles, aber ihnen adäquat helfen kann man meist nicht.
Auch die Klauenpflege bei Schweinen ist in der Tiermedizin ein Problem, der nur via Narkose und Schleifmaschine begegnet werden kann. Ich musste selbst experimentieren – mit einer kleinen Holzsäge. Um Lucy abzulenken, erzähle ich ihr jeweils eine Geschichte und kraule sie am Bauch. Dabei hebt sie genüsslich ihre Beine.
Als Kind hab ich lange nicht begriffen, dass Fleisch von Tieren kommt. Erst als ich als Teenager an einem Schlachthaus vorbeifuhr und sah, wie die Tiere auf ihren Tod warteten, strich ich Tiere vom Teller. Seit 21 Jahren setze ich mich nun für Schweine und andere sogenannte Nutztiere ein. Mein Engagement ist Ausdruck grenzenloser Empörung, wie wir mit Tieren umgehen.
Mein Engagement besänftigt auch meine innere Verzweiflung darüber. Solange ich kann, werde ich weitermachen, Inscha‘ Allah.
Samar Grandjean rettete das erste sogenannte Nutztier, eine 8-jährige Milchkuh, anfangs 1995. Als es mehr Tiere wurden und einige von ihnen tägliche persönliche Betreuung benötigten, zog sie in ihre Nähe aufs Land. Sie arbeitete als Sozialarbeiterin.
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