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BEA

Showtime – auf Kosten der Tiere

An der BEA werden Tiere zu lebendigen Attraktionen degradiert. Mit Worte und Taten wehrten wir uns für die Tiere.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Jedes Jahr dreht sich das Riesenrad über dem Berner Wankdorf – Showtime für die BEA. Seit bald 90 Jahren lockt die Messe Hunderttausende Besucher:innen an. Man trifft sich zu Bier und Raclette, bestaunt Neuheiten und trifft Prominenz und Politik.

Mittendrin stehen Tiere: Rinder, Schweine, Ziegen und Kaninchen, bestaunt und bewertet wie lebendige Attraktionen. Dagegen haben wir von Tier im Fokus (TIF) uns mit Worten und Taten gewehrt.

Tiere als Konsumgut

Die BEA ähnelt immer stärker einem Zoo. Neben klassischen Nutztieren füllen inzwischen zahlreiche Haustiere die Curlinghalle – darunter Arten, die eigentlich nie für ein Leben in menschlicher Obhut bestimmt waren. Schildkröten beispielsweise, die über 100 Jahre alt und somit älter als ihre Besitzer:innen werden können. Oder exotische Salzwasserfische, meist Wildfänge aus dem Meer, die ihr Leben in winzigen Aquarien fristen.

Auch die Haltung der Haustiere wirft Fragen auf: Meerschweinchen werden gezielt dazu gebracht, ihre Verstecke zu verlassen, indem ihr Futter bewusst sichtbar verteilt wird. Diese Tiere leiden unter dem permanenten Stress der Ausstellung, aber ihre Bedürfnisse werden der Unterhaltung geopfert.

Pferde stehen ohne Rückzugsmöglichkeit in engen Boxen und wenden sich bewusst ab, um wenigstens etwas Ruhe zu finden – dennoch werden einige ständig berührt. Kühe werden für sogenannte Viehschauen quer durch den Kanton gekarrt, müssen stundenlang Lärm und Trubel ertragen. Manche Züchter reizen die Melkzeiten bis zum Äussersten aus, damit ihre Euter zur Schauzeit prall gefüllt sind – oft verklebt man sogar die Zitzen, damit die Milch nicht ausläuft.

Flyer verteilen in Trachten

Tier im Fokus an der BEA: kritisch und präsent

Wir von Tier im Fokus begleiteten die BEA während der ganzen zehn Tage mit gezielten Aktionen und klarer Kritik. Bereits zum Auftakt reichten wir eine Beschwerde bei der Schweizerischen Lauterkeitskommission ein, weil wir die Werbeplakate der BEA als respektlos und entwürdigend für Tiere empfanden – sie machten Tiere regelrecht lächerlich. Diverse Zeitungen berichteten, darunter Der Bund.

Vor Ort informierten wir die Besucher:innen mit Flyern kritisch über die Realität hinter den Viehschauen. Einige von uns begrüssten die Gäste sogar in Trachten – als kritisches Empfangskomitee. Parallel dazu sorgte unsere Medienarbeit für viel Aufmerksamkeit: TeleBärn berichtete ausführlich über unsere Kritik an Viehschauen, und in den Berner Tamedia-Zeitungen kam es zu einem Streitgespräch zwischen TIF und dem höchsten Berner Bauern. Unsere Botschaft war klar: Tierwohl geht vor Tradition.

Falschaussagen durch BEA-Direktor

Zum Abschluss der BEA behauptete Direktor Reto Gertsch in einem SRF-Interview fälschlicherweise, Tier im Fokus sei mehrfach eingeladen worden – eine Aussage, die suggerierte, wir hätten Dialogangebote ausgeschlagen. Diese Darstellung ist falsch.

Richtig ist: Wir haben uns selbst beim kantonalen Veterinärdienst gemeldet und eine Führung organisiert. Dabei begleiteten uns drei Personen des Veterinärdienstes, ein Züchter sowie Gertsch selbst – umso erstaunlicher ist es, dass er öffentlich etwas anderes behauptete.

Dennoch freuen wir uns, dass SRF unsere Kritik bis an die Spitze der BEA getragen hat.

Ausblick: BEA ohne Tierleid?

Für uns steht fest: Die BEA darf nicht länger Tiere für die menschliche Unterhaltung leiden lassen. Deshalb bereiten wir politische Vorstösse im Berner Stadtrat vor, beispielsweise für ein Verbot des Verklebens der Zitzen bei Kühen.

Grundsätzlich müssen wir hinterfragen, ob Viehschauen überhaupt noch zeitgemäss und mit echtem Tierwohl vereinbar sind. Dasselbe gilt für die Haltung gewisser Haustiere – so beispielsweise der Meerschweinchen, Schildkröten und Wildfängen aus dem Meer.

Wir setzen uns dafür ein, dass künftig nur jene Tiere Teil der BEA sind, die freiwillig den Umgang mit Menschen suchen und dabei keinen Stress erleiden. Klar ist: Unterhaltung darf niemals auf Kosten der Tiere gehen.

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1 Kommentar

Monika Kissling
vor 2 Monaten

Auf das Leid der Tiere an solchen Veranstaltungen hinzuweisen, ist sehr wichtig. Vielen Dank für eure öffentlichkeitswirksame Arbeit. Solche Veranstaltungen auf Kosten der Tiere gehören hoffentlich bald der Vergangenheit an.

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